© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/05 22. April 2005

UMWELT
US-Genmais bleibt draußen
Alexander Barti

Vor einiger Zeit ist genau das passiert, wovor Kritiker der "grünen" Gentechnik-Industrie immer gewarnt haben: Aus "Versehen" gelangten Tonnen nicht zugelassener genmanipulierter Pflanzen in den Umlauf. Zwischen 2001 und 2004 hat die Schweizer Firma Syngenta 700 Tonnen Maissaatgut der illegalen Sorte Bt10 auf den US-Markt gebracht - eine Menge, mit der man 150.000 Tonnen Mais produzieren kann. Bt10 enthält ein Resistenzgen gegen das Antibiotikum Ampicillin, er ist weder in den USA noch in Europa zugelassen. Wider Erwarten hat die EU in diesem Fall hart durchgegriffen und den Import von US-Mais praktisch verboten. Nur mit einer Unbedenklichkeitserklärung in Sachen Bt10 dürfen die gelben Körner nach Europa, da es aber in den USA keine Herkunftskontrolle gibt, können US-Behörden den geforderten Persilschein nicht ausstellen.

Für Washington ist das Embargo unangenehm, denn betroffen sind vier Millionen Tonnen Futtermittel für etwa 350 Millionen Dollar, die jedes Jahr in die EU exportiert werden. Schon überlegt Japan, sich dem Embargo anzuschließen, was für die US-Wirtschaft weitere Verluste bringen würde. Noch nicht vergessen ist der Gen-GAU der Marke Starlink 2001, der laut Schätzungen einen Schaden von über einer Milliarde US-Dollar anrichtete. Doch inzwischen sind immer mehr Bürger für die Risiken der "grünen" Gentechnik sensibilisiert, so daß weitere wirtschaftliche Folgeschäden etwa durch Haftungsklagen eher zunehmen werden - genmanipulierte Produkte werden so zunehmend auch ein wirtschaftliches Risiko für ein Unternehmen. Angesichts dieser "Versehen" fragt man sich, wie viele Fälle schlicht übersehen werden.


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