© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/05 29. April 2005

Robert Kilroy-Silk
Der Paradiesvogel
Derek Turner

Sie wollen mein England töten!" warnte im Sommer 2004 die Schauspielerin Joan Collins. Neben der ehemaligen Fernseh-Diva unterstützten etliche weitere Prominente den Europawahlkampf der britischen Anti-EU-Partei UK Independence Party (UKIP), der im Juni letzten Jahres mit rund 18 Prozent der Stimmen in Großbritannien der politischen Durchbruch gelang (JF 26/04).

Zu diesen gehörte auch der bekannte Fernsehmoderator Robert Kilroy-Silk. Bereits ab 1974 hatte der 1942 in Birmingham geborene Medienmann für die Labour Party im Unterhaus gesessen, zu einer Zeit, als die Partei noch für Großbritanniens Rückzug aus der EG eintrat (und ein junger Abgeordneter namens Tony Blair noch Anti-EU-Reden hielt). 1986 wechselte Kilroy-Silk jedoch von der Politik zum Fernsehen, wo er die beliebte Talkshow "Kilroy" moderierte. Doch dann bezeichnete ein von ihm verfaßter Kommentar im Sunday Express Araber als "Selbstmordbomber", "Gliedmaßen-Abtrenner" und "Frauenunterdrücker". Obwohl erst die Zeitung aus "arabische Staaten" "Araber" gemacht hatte, trennte sich die BBC dennoch im Januar 2004 von Kilroy-Silk. Schon zuvor war der wegen seiner verbalen Unbefangenheit in die Kritik geraten, so nannte er die Franzosen gern "verräterisch", die Deutschen "unverschämt", machte ähnliche Bemerkungen über Iren und Pakistaner und äußerte, Muslime seien "rückwärtsgewandt und bösartig, und wenn es rassistisch ist, so etwas zu sagen ... dann bin ich Rassist und ich bin stolz darauf!"

Im Mai kehrt Kilroy-Silk zurück in die Politik und machte bei den EU-Wahlen die 26.000 Mitglieder starke UKIP in seinem Wahlkreis East Midlands mit 26 Prozent zur zweitstärksten Kraft nach den Tories. Schon bald jedoch war er unzufrieden, nicht nur mit der Parteiführung, sondern auch mit einigen Parteifreunden, die er als TV-Mann zuvor als "faschistische Irre" tituliert hatte. Zwar ist die UKIP bekannt für ihre internen Streitereien, aber selbst für ihre Verhältnisse war die folgende Auseinandersetzung äußerst erbittert. Als der Versuch, die Parteiführung zu übernehmen scheiterte, verließ Kilroy-Silk im Januar verärgert die UKIP und gründete seine eigene Formation: Veritas (lateinisch: Wahrheit), für alle, denen die UKIP einerseits zu konservativ, andererseits zu lax in der Frage der Masseneinwanderung ist. Veritas dagegen fordert, Zuwanderung nur noch für benötigte Fachkräfte zu erlauben, wenn sie Englisch sprechen und von Polizei und Gesundheitsämtern als unbedenklich eingestuft worden sind. Trotz Kilroy-Silks Popularität ist ein Erfolg bei den Unterhauswahlen am 5. Mai (siehe Bericht Seite 8) nicht zu erwarten. Allerdings könnte, neben der Blässe von Tory-Chef Michael Howard, auch die Konkurrenz aus British National Party (BNP), UKIP und Veritas die Tories Prozente kosten, so daß sich Großbritannien auf weitere Jahre unter Tony Blair einrichten muß.

 

Derek Turner ist Herausgeber der britischen Zeitschrift "Right Now".


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