© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/05 29. April 2005

Meldungen

Ex-Daimler-Benz-Chef teilt Kapitalismus-Kritik

BERLIN. "Die international forcierten Profit-Maximierungs-Strategien gefährden auf Dauer unsere Demokratie", erklärte SPD-Chef Franz Müntefering auf dem Programmforum seiner Partei. Seine Geißelung "der international wachsenden Macht des Kapitals und der totalen Ökonomisierung" stieß bei Union, FDP und Arbeitgeberverbänden auf heftige Kritik: Dies hätte negative Auswirkungen auf den Standort Deutschland. Unternehmer entscheiden sich, zu investieren, wenn der Markt interessant ist und sie wissen, daß wir in Deutschland "eine Herrschaft des Rechts haben", entgegnete Ex-Daimler-Benz-Vorstandschef Edzard Reuter im Deutschlandfunk. Es gebe genügend Vorgänge, die zeigen, daß der Kapitalismus in vielerlei Hinsicht in einen "Haifisch-, in einen Raubtierkapitalismus" ausgeartet sei. Aufgabe der SPD sei, sich darum zu kümmern, "daß nicht ein schierer, geiziger, gieriger Kapitalismus der Geldbereicherung allein das Feld beherrscht", sondern ein sozialgezähmter Kapitalismus, so Reuter.

 

Kontrollen von Importfutter "viel zu lasch"

HAMBURG. Der Chef der Verbraucherorganisation Foodwatch, Thilo Bode, hat vor den Folgen von verseuchtem Tierfutter gewarnt. "Die Kontrollen von importierten Futtermitteln sind viel zu lasch. Während bei Tee jede Ladung vorbeugend auf Verunreinigung getestet wird, werden von neun Millionen Tonnen Importfutter weniger als 600 Proben genommen, noch dazu oft an den falschen Stellen", warnte Bode letzte Woche in der Zeit. "Futtermittel sind der größte Kostenfaktor bei der Fleischproduktion, bei Geflügel liegt ihr Anteil bei 50 Prozent, bei Schweinen sind es bis zu zwei Dritteln." Der harte Wettbewerb und geringe Strafen (maximales Bußgeld von 25.000 Euro) "lädt zu Mißbrauch geradezu ein", so Bode. Die Futterproduktion sei "heute Abfallverwertung. Von Kartoffelschnitzeln aus der Pommes-Produktion bis hin zu obskuren Pflanzenölen aus Asien, was gerade auf dem Weltmarkt verfügbar ist, wird zusammengemischt." Die Bauern wüßten gar nicht, ob Bestandteile vielleicht mit Dioxin belastet waren. "Die EU will die zulässigen Belastungsgrenzen mit Dioxinen auch noch erhöhen. Geht es so weiter, ist der nächste Lebensmittelskandal programmiert", warnte Bode.

 

Vernachlässigung der Gleise und Weichen

BERLIN. Die Deutsche Bahn (DB) will mit Sparmaßnahmen ihren Betriebsgewinn von 250 im Jahr 2004 auf 820 Millionen Euro im Jahr 2006 steigern. Darunter könnte die Sicherheit leiden, wie der Bericht 2004 der bahninternen Instandhaltungskontrolle andeutet. Darin wird eine "nachweisliche Vernachlässigung der Gleise und Weichenanlagen innerhalb des Bestandsnetzes" kritisiert. Von der DB-Führung werde eine Verschlechterung des Gleiszustandes in Kauf genommen, und dringend notwendige Instandsetzungsmaßnahmen würden nicht termingerecht ausgeführt. So würden Bäume nicht rechtzeitig zurückgestutzt, bei Wind komme es zu Kurzschlüssen der Oberleitungen. "Die Verkehrssicherheit ist nicht mehr gewährleistet." DB-Sprecher Werner Klingberg erklärte, Spekulationen über "sicherheitsrelevante Mängel sind völlig absurd".

 

Zahl der Woche

Mit 17,2 Prozent Marktanteil war die VW-Gruppe im 1. Quartal 2005 erfolgreichster Autobauer in Europa. Die PSA-Gruppe (Peugeot/Citroën) kam auf 13,2 Prozent, Ford/Volvo auf 12,3, GM (Opel/Vauxhall/Saab) auf 11,3 und Daimler-Chrysler auf 5,8 Prozent.

(Quelle: Autoherstellerverband Acea)


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