© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/05 06. Mai 2005

Knotenpunkt der linken Szene
Universität Bielefeld: Studentenausschuß unterhält Kontakte zu Extremisten / Finanzielle Unterstützung vom Staat
Wolfgang Schwach

Ende vergangenen Jahres geriet die Antifa-AG des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Universität Bielefeld deutschlandweit ins Blickfeld. In einer großen Anfrage der Bundestagsfraktion von CDU und CSU zur finanziellen Förderung linksextremistisch beeinflußter Initiativen und Organisationen wurde darauf hingewiesen, daß sich die Antifa-AG unter anderem mit Polit-Terroristen solidarisiert hat. Trotzdem war die Gruppe politisch geadelt worden, indem sie aus dem Bundeshaushalt 2.000 Euro erhielt. Die mit der umstrittenen AG kooperierende "Antifa-West Bielefeld" soll sogar mit 5.000 Euro aus dem Steuersäckel ausgestattet worden sein .

Bereits vor einigen Jahren war von Beobachtern davor gewarnt worden, daß sich die Universität zu einem Zentrum linksextremer Agitation entwickeln könnte. Mittlerweile ist Bielefeld in diesem Punkt dabei, traditionell als "links" geltende Universitätsstädte wie Marburg oder Göttingen zu überholen.

Spätestens mit der Gründung der sogenannten Antifa-AG im Sommer des Jahres 1997 organisieren sich in der Bielefelder Universität Personen und Gruppierungen, deren Politikverständnis und Aktionen genauer zu beleuchten sind. Zwar bezeichnet sich das Bielefelder Studentenparlament inzwischen selbst als "Teil der antifaschistischen Bewegung" , allerdings würde allein die Nennung der Antifa-AG in der Anfrage der CDU/CSU-Fraktion wohl nicht ausreichen um zu dem Ergebnis zu kommen, daß sich die Bielefelder Universität zu einem Spielplatz für linke Weltverbesserer und zu einer Geldquelle für Linksextremisten entwickelt hat. Es gibt allerdings weitaus mehr Belege für diese Behauptung.

So organisiert der AStA regelmäßig Veranstaltungen mit Referenten aus dem linksextremen Spektrum in der Universität und unterstützt die Antifa-AG organisatorisch und finanziell bei ihren Aktionen. Allein 2004 erhielt die Antifa-AG 8.300 Euro aus studentischen Geldern, über deren Verwendung sie keinerlei Rechenschaft ablegen muß.

Zur PDS bestehen beste Kontakte

Das Engagement der Studentenvertreter ist aber keineswegs auf die Universität Bielefeld beschränkt. Auch zur PDS bestehen beispielsweise beste Kontakte. Der PDS-Mann Rudolf Klarmann ist einem Zeitungsbericht der Neuen Westfälischen zufolge  einer der maßgeblichen Initiatoren des Bündnisses "Courage gegen Rechts", unter dessen Dach sich die Antifa-West Bielefeld, die Antifa-AG, junge Gewerkschaftsgruppen und die PDS versammeln. Netterweise werden Demonstrationen, zu denen der AStA oder die Antifa-AG aufrufen, des öfteren von Klarmann unter seinem Namen angemeldet.

Gruppen wie die Detmolder Georg-Weerth-Gesellschaft können in der Universität - teilweise in Kooperation mit dem AStA - ebenfalls Veranstaltungen organisieren und bewerben. So durfte im vergangenen Dezember in einem Hörsaal der Universität die Ex-Terroristin Gabriele Rollnik, die als Mitglied der "Bewegung 2. Juni" 1975 an der Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz beteiligt war, über das Thema "15 Jahre politische Gefangene" berichten.

Eine wichtige Mittlerfunktion zwischen den Linksextremen und der demokratischen Linken in Bielefeld nimmt dabei der Langzeitstudent Mario Andreas Sarcletti ein, der als Autor für mehrere linksextreme Zeitschriften, aber gleichzeitig auch für das Uni-Radio "radiohertz" und die SPD-nahe Neue Westfälische tätig ist..

Zur Zeit scheint sich der "antifaschistische Widerstand" an der Universität Bielefeld auf die Burschenschaft Normannia-Nibelungen und den Bielefelder Historiker Johannes Rogalla von Bieberstein zu konzentrieren. Die Burschenschaft geriet verstärkt ins Visier der vereinigten "Antifaschisten", als sie ein Flugblatt in der Mensa der Universität verteilte, in dem sie über Sarclettis Tätigkeiten informierte.

Kurz darauf wurde ein Medien-Kreuzfeuer inszeniert, das sich inhaltlich mit dem Flugblatt noch nicht einmal ansatzweise auseinandersetzte und einzelne Mitglieder der Burschenschaft diffamierte. Bisheriger Höhepunkt war in diesem Zusammenhang ein Demonstrationsaufruf, auf dem Fotos von zwei Mitgliedern der Burschenschaft abgebildet wurden. Zudem wurden die Adressen der beiden Studenten mit abgedruckt.

Bieberstein zog den Unmut der Antifa während der sogenannten "Hohmann-Affäre" auf sich. Der CDU-Abgeordnete hatte sich in seiner kritisierten Rede auf ein Buch des Historikers bezogen, was der AStA und die Antifa-AG zum Anlaß nahmen mit einem Foto des Historikers versehene Steckbriefe zu verteilen und bei der Universitätsleitung seine Entlassung zu fordern.

Angriffe mit Schlagstöcken und anderen Waffen

Welch gefährliches Gewaltpotential in der Bielefelder Linksextremen-Szene vorhanden ist, zeigte sich unter anderem bei der Verhinderung einer NPD-Demonstration in Osnabrück im Februar 2004.

In einem Bericht heißt es, daß 30 Demonstranten von 60 bis 80 bewaffneten sogenannten "Linksautonomen" mit Schlagstöcken und anderen Waffen angegriffen wurden. Die Polizei wurde mit Steinen und Flaschen beworfen - 87 Linke wurden festgenommen.

Daß solche Aktionen nicht alleine gegen vermeintliche Neonazis gerichtet sind, zeigt sich daran, daß auch Sprüche wie "Was will ich, was willst Du? Das Verbot der CDU!" skandiert wurden. Zu den Unterstützern der Demonstration zählte die Antifa-AG.

Ende Oktober 2004 wurden während einer Podiumsdiskussion mit dem Vorsitzenden der Preußischen Treuhand, Rudi Pawellka (CDU), die Reifen an zehn Autos von Gästen der Veranstaltung zerstochen. Der Bielefelder Staatsschutz vermutet hier eine Straftat mit linksextremem Hintergrund.

Im Vorfeld zu einer Veranstaltung mit der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach (CDU), im September letzten Jahres wurden die Wände des Veranstaltungsortes in Bielefeld mit Sprüchen wie "Stalingrad war wunderbar - mein Nazi-Opa blieb gleich da!" versehen. Nach der Veranstaltung kam es sogar zu einem Brandanschlag auf die Wohnung des Hausmeisters des Tagungslokales. Der Staatsschutz ermittelt auch in diesem Fall.

Wenn man diesen kleinen Ausschnitt aus den öffentlich bekannten Aktionen Bielefelder Linksextremisten betrachtet, sollte man meinen, daß hier durch offizielle Stellen rigoros eingeschritten wird.

Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Antifa-AG, einer der linksextremen Knotenpunkte in Bielefeld, wird sogar noch von der Universität durch die Bereitstellung von Räumen und Finanzmitteln gefördert. Und statt sich von den Aktionen der AG zu distanzieren, wundern sich die demokratischen Linken an der Universität lediglich darüber, plötzlich "kriminalisiert" zu werden.

Die linksextremen Antifaschisten erreichen durch Bündnisse mit demokratischen Gruppierungen und Engagement in demokratischen linken Organisationen mehr Einflußmöglichkeit als man aufgrund ihrer Personenstärke annehmen könnte. Verschiedene Antifaschisten engagieren sich gleich in mehreren Vereinen, die teilweise nur aus wenigen Personen bestehen.

Die dadurch entstehenden Einflußmöglichkeiten sind groß, und bei dem unbedarften Leser entsteht so unter anderem bei Demo-Aufrufen der Eindruck, daß die Organisatoren einen breiten Rückhalt genießen. Bei genauerem Hinsehen ist es jedoch immer derselbe kleine Personenkreis der dahintersteht. Exemplarisch können hier die Aufrufe des Bielefelder Bündnisses "Courage gegen Rechts" genannt werden.

Im vergangenen Jahr war erstmals zu beobachten, daß dem Druck der Antifaschisten vielfach nicht nachgegeben wurde. Im Falle des Historikers Rogalla von Bieberstein solidarisierte sich sogar eine ehemalige Professorin der Bielefelder Universität mit dem Wissenschaftler und bezeichnete das Vorgehen des AStA in einem öffentlichen Brief als "linksfaschistische Menschenjagd".

Foto: Haupteingang zur Universität Bielefeld: Räume und Geld für kampferprobte "Antifaschisten"


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