© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/05 06. Mai 2005

Was sehen am 8. Mai?
Mütter haben keinen Platz
Steffen Königer

Am 8. Mai stellen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ihr Programm fast vollständig auf 1945 ein. Hitler hier, Befreiung dort, Holocaust überall. Die Privaten wissen anscheinend bis auf RTL II allesamt, was richtig ist und Quote verspricht, und verzichten auf die 435. ausführliche Dokumention zum Untergang des Tausendjährigen Reiches. Aber war da nicht noch etwas? Tief muß man kramen und lange suchen, bis auf dem denkbar schlechtesten Sendeplatz des ZDF etwas Gutes zu finden ist. Um 10.30 Uhr (wenn die ganze Kinderschar gerade von der letzten Diskonacht in die Betten gefallen ist) bringt das Zweite "Die Muttertagsshow". Andrea Kiewel, die sich auf ihrer Netzseite zeilenweise über die "Exen" ihres Lebensabschnittsgefährten ausbreitet, darf solche illustren Figuren wie Ayman, Patrick Nuo oder Heinz Rudolf Kunze präsentieren.

Auf dem denkbar schlechtesten Sendeplatz

Dabei wäre der Muttertag ein willkommener Anlaß, um mal Positives an diesem 8. Mai auf die Mattscheibe zu bringen - und nicht einmal verdächtig im Sinne der political correctness. Die Idee, an einem Tag im Jahr die Mütter dieser Welt zu ehren, geht nämlich auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Briten (ja, es kam auch mal was Gutes von dort) feierten schon damals einen Familientag, den sie Muttertag nannten. Mütter? Familie? Paßt natürlich nicht so in das Programm von "Big Brother". Dabei wird dieser Tag seit 1905 offiziell als Muttertag begangen - in Amerika! Aber im kommunistisch geprägten Europa feiert man doch lieber den Frauentag, weil es ja kaum noch Mütter gibt.


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