© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/05 20. Mai 2005

Zeitschriftenkritik: Antifaschistisches Info Blatt
Interna aus den Hinterstübchen
Werner Olles

Dank kräftig sprudelnder und auch gerne in Anspruch genommener "Staatsknete" gelingt es zahllosen "antifaschistischen" Grüppchen und Projekten sich ganz gut über Wasser zu halten. Wobei es offensichtlich überhaupt keine Rolle zu spielen scheint, daß die meisten Empfänger solcher - aus den Steueraufkommen der Bürger stammenden - Transferleistungen dem linksextremistischen, verfassungsfeindlichen und gewaltbereiten Spektrum zuzurechnen sind. Von Zeit zu Zeit legen einige Unionsabgeordnete verdienstvollerweise den Finger auf diese schwärende Wunde, aber geändert hat sich bis heute nicht viel. Die Alimentierung linksextremer Projekte durch die rot-grüne Bundesregierung findet auch weiterhin statt.

Zu den wichtigsten Periodika dieser Kreise zählt das im 17. Jahrgang im Zeitschriftenformat erscheinende Antifaschistische Info Blatt (AIB). Herausgegeben von einem Redaktionskollektiv können sich die "lieben Antifas, Freundinnen, Genossinnen und LeserInnen" - so die Anrede im Editorial - hier auf etwa 60 Seiten die neuesten Interna aus den Klatsch- und Tratsch-Hinterstübchen selbsternannter Verfassungsschützer zu Gemüte führen. So befaßt sich die aktuelle Ausgabe des AIB neben dem Einzug der NPD in den sächsischen Landtag, ihrem parlamentarischen Wirken und ihren Beratern unter anderem mit einer großen Anfrage von 21 Mitgliedern der Unionsfraktion zur Praxis des durch die Bundesregierung geförderten "Bündnis für Demokratie und Toleranz" (BfDT). Tatsächlich stellte sich heraus, daß eine ganze Reihe der vom BfDT unterstützen Initiativen wie die Bielefelder "Antifa-West" und der "Kölner Appell gegen Rassismus" zu einem riesigen linksextremistischen Netzwerk gehören, das von rot-grünem Regierungspersonal aufgepäppelt und künstlich am Leben gehalten wird.

Ins Visier des AIB sind auch die beiden Politikwissenschaftler Hans-Helmuth Knütter und Eckhard Jesse geraten. Dem liberal-konservativen Jesse, der als Extremismusforscher einen untadligen Ruf genießt, wird vorgeworfen "einer der offensivsten Vertreter der Totalitarismus-Extremismustheorie" zu sein. Und da linksextremistische "Antifaschisten" hierzulande am liebsten selbst bestimmen würden, was totalitär und extremistisch ist, dürfen Vergleiche zwischen dem NS-Regime und der SED-Diktatur und ganz generell die Vergleichbarkeit von Links- und Rechtsextremismus natürlich nicht stattfinden. Ein besonderer Dorn im Auge ist dem Antifaschistischen Info Blatt zudem, daß Jesse als Berater der Sachsen-CDU Gelassenheit im Umgang mit der NPD empfahl, weil die eigentliche Gefahr eher von der PDS im Landtag ausgehe. Eine gemeinsame Resolution der sächsischen Landtagsfraktionen unter Einschluß der PDS zum Thema NPD kritisierte Jesse völlig zu Recht als "Bruch des antitotalitären Konsens im Landtag".

Recht informativ ist dagegen ein Beitrag über die boomende "Aussteiger-Industrie". Mehrere Autobiographien ehemaliger "Neonazis" werden durchaus kritisch beleuchtet, da sie größtenteils nur "gängige Klischees" bedienen oder das "Niveau eines Politthrillers" haben.

Antifaschistisches Info Blatt, Gneisenaustr. 2 a, 10961 Berlin. E-Post: aib@mail.nadir.org . Einzelpreis: 3,10 Euro, Jahresabo: 15,50 Euro


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