© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/05 27. Mai 2005

Aufgeschnappt
Unmißverständlich
Matthias Bäkermann

Wer aus dem immer größer werdenden Heer der Arbeitslosen statt beim Arbeitsamt bei einer "Personal-Service-Agentur" oder der "Arbeitsagentur" als "Kunde" vorsprechen darf, dem dürfte seit den Hartz-Reformen vor lauter "Bürgernähe" vielleicht sogar ein wohliger Schauer über den Rücken laufen.

In Berlin-Neukölln ging man diesen Weg der sprachlichen Entbürokratisierung bereits Jahre früher. Am 1. Juni 1998 wurde aus dem ehemaligen Hochbauamt die "Serviceeinheit Hochbau". Die Benennung "Serviceeinheit" sollte die verwaltungsinterne Funktion dieser Organisation ausdrücken, "als Dienstleister die Ämter in ihrer Fachaufgabenerfüllung für die Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen", wie es damals im lupenreinen Bürokratendeutsch hieß.

Doch nun muß man eingestehen, daß sich dieser Schritt "nicht bewährt" hat. Der Begriff führte nämlich sowohl verwaltungsintern, "vor allem aber im Außenkontakt zu Bürgern, Bauunternehmen und Architekten immer wieder zu Mißverständnissen", wie man im Bezirksamtsbeschluß vom 3. Mai kleinlaut bekannte. Ob Unternehmer die "Dienstleister" als Baustellen-Wachdienst anheuern wollten oder die Beamte zu Hausmeisterdiensten bestellt worden sind, wurde nicht näher erklärt. Auf jeden Fall heißt die Behörde nun ab dem 1. Juni 2005 wieder ganz konservativ "Hochbauamt".


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen