© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/05 27. Mai 2005

Frisch gepresst

Wertediskussion. "Vergewisserung zu schaffen und Orientie-rungsmarken zu setzen", und das ausgerechnet in der kulturpolitischen Meisterschaft der "Wertevermittlung": Zu dieser Disziplin ist die Evangelische Akademie Tutzing im Januar 2004 angetreten. Die Ergebnisse dieses etwas angestaubten "Think Tanks" mit Wolfgang Thierse als Stargast werden nun in gedruckter Form aufgeboten. Und wie man es von der süddeutschen Kaderschmiede für Kirchentagsredner und Sitzblok-kierer gewohnt ist, kommt man bei der Formulierung "der Werte" vom Stöckchen aufs Hölzchen. Der Wert des Bachelor-Studiums und der von Mobilität wird ebenso analysiert wie - natürlich - die "Werte in Bewegung", womit man dann auch schnell auf die Definition eines Niklas Luhmann zurückfällt, der Werte als beliebige Hüllen charakterisierte, die man nur noch als Monstranz "für Festtage" benötige. Der "SPD-Grund-wertekommissionsvorsitzende" Thierse definiert die "gerechte Weltordnung", in der er eine Globalisierung anmahnt, die statt zu "deregulieren auf gemeinsamen Wertmaßstäben" beruhen sollte. Stephan Bergmann kritisiert im Vorwort die "minimale Konkretisierung" von Werten, die damit immer "verschwommener" würden. Das allem Konkreten fernstehende Kompendium aus Tutzing hilft wenig, diesen Mißstand zu beseitigen (Werte bilden. Politik, Kultur, Wirtschaft, Kirche und Hochschule im Diskurs. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2005, 175 Seiten, broschiert, 18 Euro).

Deutsche Unternehmen. Von A wie Aachener Printen- und Schokoladenfabrik über den Fernseher-hersteller Loewe AG in Kronach bis zur "Zweibrüder Optoelec-tronics", dem erst 1996 gegründeten Weltmarktführer für LED-Leuchten aus Solingen - das neue Handbuch von Alfred Mechters-heimer gibt Antwort (mit Stand von 2004) auf die Frage: Wer gehört zu wem in der deutschen Unternehmenswelt? Ob mittelständischer Betrieb wie die Berliner Bürgerbräu GmbH bis zum Weltkonzern Volkswagen AG sind Tausende Firmen mit mindestens einem Sitz in Deutschland aufgeführt. Meist gibt es dabei Zahlen zu Umsatz, Mitarbeiterzahl, Standorten, Markennamen, Geschichte, oder Internetadresse. Im Register werden übernommene Firmen wie Aral aufgelistet, denn der Bochumer Mineralölkonzern gehört seit 2002 zur britischen BP Amoco Plc. Und wer glaubt, durch einen Imbiß bei der "Nordsee"-Kette statt einem "Fischmäc" US-Konzernen die lange Nase zeigen zu können, wird durch das Handbuch eines besseren belehrt: Die Nordsee AG gehört seit 1997 mehrheitlich den US-Investoren Apax Partners (Alfred Mechtersheimer: Handbuch Deutsche Wirtschaft 2005/2006, Verlag Unser Land - Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland, Starnberg 2005, 815 Seiten, broschiert, 29,80 Euro)


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen