© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/05 17. Juni 2005

Flächenbrand
von Bernd-Thomas Ramb

Der französische, der britische und der deutsche Regierungschef diskutieren die Erhöhung der nationalen Beitragszahlungen an die EU. Der Franzose mit gekonnter Diplomatie: "Wir stimmen dem selbstverständlich zu. Die entsprechende Erhöhung unsere Agrarsubventionen dürfte sicher kein Problem sein." Der Engländer trocken pragmatisch: "Wir bekommen keine Agrarsubventionen, also zahlen wir auch nicht mehr." Der Deutsche beflissentlich wie immer: "Natürlich zahlen wir künftig höhere EU-Beiträge, aber die anderen müssen sich auch etwas bewegen." Daraufhin wechseln die beiden Angesprochenen zweimal das Standbein.

Es fällt zunehmend schwer, über solche Witze zu lachen. Deutschland kämpft hausintern an allen Finanzierungsfronten, gegenüber dem Ausland zeigt man sich politisch korrekt generös. Dabei hilft das noch nicht einmal. Der Flächenbrand der EU-Krisen breitet sich aus. Verfassungskrise, Erweiterungskrise, Euro-Krise und nun die Finanzierungskrise. Letztere war nach dem Osterweiterungsrausch vorhersehbar, doch die EU-Politiker agierten wie immer nach der Methode, schaffen wir erst einmal das Problem, dann löst es sich auch von selbst. Bekanntlich hört beim Geld die Freundschaft auf. Die Bundesregierung kann also jetzt das sattsam bekannte Argument wiederholen, wir müssen zahlen, um den Frieden in Europa zu erhalten. Europäische Nachbarvölker haben inzwischen bewiesen, daß diese Drohgebärde nicht mehr überzeugt.

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