© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/05 24. Juni 2005

Blick in die Medien
Nimmerland
Ronald Gläser

Zwei Gerichtsurteile, die letzte Woche Schlagzeilen machten: Sie zeigen, wo im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Prioritäten liegen. Erst der Freispruch für den US-Popstar Michael Jackson! Plötzlich schalteten alle möglichen TV-Kanäle - Nachrichtensender voran - auf die Urteilsverkündung um. Dank eines Hubschraubers konnten auch Mitteleuropäer verfolgen, wie "Jacko" sich von seinem Kinder-Freizeitpark "Neverland" zum Gericht begab. Inzwischen waren NTV, CNN, BBC und sogar Sat1 dabei, so als handle es sich um den Ausgang einer US-Präsidentschaftswahl. Noch am nächsten Morgen kamen ARD-Reporter ihrem Auftrag zur Grundversorgung der Deutschen nach. Sie kommentierten den Freispruch, als müsse die Weltgeschichte in weiten Teilen neu geschrieben werden. Wie dürftig war dagegen die Berichterstattung über die von Horst Köhler gestoppte EU-Verfassung! Und das alles, weil ein Gericht erst noch zu entscheiden hat. Damit hat Köhler so mir nichts, dir nichts die Gewaltenteilung wiederhergestellt, weil der Wille des deutschen Volkes jetzt wieder respektiert wird. Wer hätte das erwartet?


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen