© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/05 01. Juli 2005

Letzte Warnung
von Doris Neujahr

Noch ist nicht einmal sicher, ob das neue Linksbündnis zustande kommt und an den Bundestagswahlen teilnehmen darf, da wird schon die Unterwanderung der WASG durch eine "braune Armeefraktion" vermeldet. Ungesicherte Behauptungen eines "Sozialen und Nationalen Bündnisses Pommern" und von NPD-Chef Udo Voigt, seine Partei habe in der Wählerinitiative von Anfang an Vertreter plaziert, werden als harte Fakten gehandelt. Vorpommern ist die ärmste und am dünnsten besiedelte Region der Bundesrepublik, von dort kann nichts unterwandert werden, nicht einmal eine konfuse Linke. Und Voigt will signalisieren, daß er eine Situation, die er nicht verhindern konnte, wenigstens im Griff hat. Die wirklichen Gründe für die Aufregung liegen anderswo.

Solange die Proteststimmung sich bei einer nostalgisch-linken Ostpartei und in westdeutschen Schmollwinkeln versammelte, war sie für die etablierten Bundesparteien ungefährlich. Die Resonanz auf Lafontaines ersten Auftritt in Chemnitz aber hat gezeigt, daß zwischen der Wählerbasis der PDS und der in Multikulti-Phraseologie befangenen Parteiführung Welten liegen. Der rachedurstige Lafontaine erscheint fähig und willens, die Proteststimmung in Ost und West zu bündeln und dafür die nationale Karte zu spielen. Die Tatarenmeldungen über "rechte" U-Boote sind ein letzter Warnschuß. Noch einen Schritt weiter, und Lafontaine wird statt als Gegner als Aussätziger behandelt. Der hat selbst der Saar-Napoleon nicht verdient.


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