© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/05 15. Juli 2005

"Die Verschwörung":
Das Attentat vom 20. Juli in "CGI"
Clemens Walter

Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen, können wir sie sehen!" So nun auch beim "Kultursender" RTL II. Der zeigt in seiner Reihe "Wissen extrem" bizarre Dinge wie "Monster-Maschinen" oder das "Making of" (17. Juli 2005, 14 Uhr) zur Dokumentation über "Die Verschwörung - das Attentat vom 20. Juli" (20. Juli 2005, 20.15 Uhr). Frei nach dem Motto "Goodbye Lenin, hello Hitler!" wird die Hitler-Manie mit dieser TV-Premiere noch einmal auf die Spitze getrieben. In der "einzigartigen Discovery"-Produktion soll es mittels CGI-Technik (Computer Generated Imagery) erstmals gelungen sein, historische Figuren lebensecht nachzubilden - gerade so, als hätte damals jemand mit "versteckter Kamera" gedreht.

Graf Stauffenberg kommt nur am Rande vor

Wenige Tage nach Verleihung des 55. Deutschen Filmpreises, bei der Schauspieler Henry Hübchen mit Genugtuung bekannte, "Hitler geschlagen" zu haben, müssen wir nun mit ansehen, wie Hitler sein tägliches Stärkungsmittel injiziert wird. Churchill erscheint derweil im Morgenmantel und Roosevelt erleidet eine Herzattacke. Stalin beschließt unterdessen, seinen Einfluß auf Osteuropa auszuweiten. Bezeichnend ist, daß, laut Pressetext, der Fokus auf die originalgetreuen Gesichter der Staatsführer gerichtet ist, die man virtuell wiederbelebt hat. Der Mann, der "dahinter" stand und letztlich sein Leben gab, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, kommt dagegen nur am Rande vor. Geschichte wiederholt sich bekanntlich nur als Farce - mit der Fernbedienung in der Hand.


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