© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/05 22. Juli 2005

Meldungen

"Dschihad gegen USA und deren Verbündete"

OSLO. "Die Dschihadisten wollen einen Krieg gegen Aggressoren führen, die den Islam und Muslime angreifen", erklärte Petter Nesser, Terrorexperte des norwegischen Forschungsinstituts der Verteidigung (FFI), letzte Woche in der Zürcher Weltwoche. Wichtigstes Motiv der islamistischen Terroristen sei "der globale Dschihad gegen die USA und deren Verbündete". Aber auch die Besetzung Palästinas, die Unterstützung Frankreichs für das algerische Regime, die russischen Militäroperationen in Tschetschenien und der Irak-Krieg werden "als globaler Krieg gegen den Islam" interpretiert. Speziell seit den Invasionen in Afghanistan und dem Irak sei ihre Motivation gestiegen. Nur wenige der europäischen Dschihadisten entsprächen aber dem Klischee vom "islamischen Fundamentalisten", so der FFI-Experte. "Es gibt Kriminelle und Drogenabhängige darunter, aber auch begabte, bestens ausgebildete Männer, die sich äußerlich dem westlichen Lebensstil angepaßt haben und in der europäischen Gesellschaft gut integriert sind." Oft seien es junge entfremdete Einwanderer aus Nordafrika oder dem Mittleren Osten, die in Europa 'neugeborene' Muslime werden und von sich aus die Nähe zur radikalislamischen Lehre suchten.

 

Türkei droht Einmarsch im Nordirak an

ANKARA. Premier Recep Tayyip Erdogan hat einen Einmarsch türkischer Truppen in den Nordirak angedroht. Wenn dies zur Bekämpfung der Aktivisten der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) nötig sei, werde es auch geschehen, erklärte der Chef der islamistischen AKP letzte Woche im Sender CNN-Türk. Bislang hat die türkische Armee etwa 1.500 Soldaten auf der irakischen Seite der Grenze stationiert, um PKK-Kämpfern das Eindringen in die Türkei zu erschweren. Diese Truppenpräsenz wird von den USA, der irakischen Übergangsregierung und der irakischen Kurdenführung toleriert. Anlaß für Erdogans Drohung ist die Zunahme von PKK-Anschlägen in der Türkei, die von PKK-Lagern im Nordirak aus organisiert wurden. Die PKK hatte sich 1999 aus der Türkei über die Grenze in den Nordirak zurückgezogen. Türkische Forderungen, die Besatzungsmacht USA solle mit militärischer Gewalt gegen die PKK vorgehen, lehnte Washington bislang ab. Erdogan kritisierte im CNN-Türk-Interview, die USA und auch die EU-Staaten hätten die PKK zwar auf die Liste der Terrororganisationen aufgenommen, unternähmen konkret aber kaum etwas gegen die Rebellen.


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