© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/05 22. Juli 2005

Meldungen

Vor sechzig Jahren: Schrecken im Lager Lamsdorf

Das "Aussiedlungslager Lamsdorf" wurde vom neuen polnischen Landrat des Kreises Falkenberg auf der Grundlage der Verordnung Nr. 88 des Woiwoden General Aleksander Zawadzki aus dem Juni 1945 am 24. Juli eingerichtet, um die für die Vertreibung vorgesehene oberschlesische Bevölkerung des Landkreises für den Abtransport zu sammeln. Unter der äußerst brutalen Herrschaft Czeslaw Geborskis starben mindestens anderthalbtausend Oberschlesier. Es fehlte an Medikamenten, das Essen war schlecht und dürftig. Der 21jährige Lagerkommandant soll seine polnische Wachmannschaft, die einen permanenten Alkoholkonsum pflegte, zu wahren Gewaltexzessen an den wehrlosen deutschen Zivilisten animiert haben.

 

9/11 für das britische Archivwesen

LONDON. Es sollte eine zeithistorische Sensation werden: der Nachweis einer angeblichen Ermordung Heinrich Himmlers. Herausgekommen ist eine handfeste Blamage. Gestützt auf einen Aktenfund aus dem britischen Staatsarchiv hatte der Amateurhistoriker Martin Allen behauptet, die Regierung Churchill habe den Herrn der Konzentrationslager sofort nach seiner Gefangennahme am 23. Mai 1945 "beseitigen" lassen, um kompromittierende Kontakte zu Himmler zu vertuschen. Während der Spiegel in seiner Ausgabe vom 4. Juli (Nr. 47/05) noch offen ließ, ob Allens Dokumente echt sein könnten, hatte der Daily Telegraph zwei Tage zuvor bereits den lückenlosen Beweis geführt, daß man einer sogar recht plumpen Fälschung aufgesessen sei. Blamabel ist dies nicht nur für Allen, der bereits in einer Studie über den Heß-Flug mit zweifelhaften Quellen aufwartete, und für David Irving, der die gefälschten "Himmler-Papiere" für echt erklärt hatte - sondern für das Londoner Staatsarchiv, das sich rühmt, mindestens so sicher wie Fort Knox zu sein. Mitarbeiter sprechen bereits von einem "Elften September für das britische Archivwesen". Nicht auszuschließen ist, daß die gefälschten "Quellen" von einem Archivangestellten eingeschleust wurden, und hier und da ist die Vermutung zu hören, nur Allen, der glückliche "Finder", käme als Urheber dieses Coups in Frage.

 

Erste Sätze

Vor die Aufgabe gestellt, vor Ihnen von Goethe zu sprechen, nehme ich meine Zuflucht zu einer Erinnerung, einem Erlebnis, das mich dazu ermutigen und meinem Unterfangen die Legitimität verleihen soll, die in allen Dingen das Beste, das Entscheidende ist.

Thomas Mann: Leiden und Größe der Meister, Berlin 1935


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