© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/05 29. Juli / 05. August 2005

Leserbriefe

Zu: "Die verweigerte Erinnerung" von Thorsten Hinz, JF 30/05

Der Phantomschmerz bleibt

Ich gehöre mit dem Jahrgang 1956 nicht der unmittelbaren Erlebnisgeneration von Vertreibung an, jedoch wurde meine Mutter 1945 mit zwölf Jahren aus dem Sudetenland vertrieben. Ihr ganzes Leben lang ist sie mit diesem Trauma nicht fertiggeworden, und es hat auch unsere Familienleben nachhaltig beeinflußt. Der Phantomschmerz bleibt und läßt einen nicht mehr los. Um so wichtiger ist es, daß endlich nach 60 Jahren den noch Lebenden und deren Nachkommen Gerechtigkeit widerfährt und die Verursacher und Schuldigen sich zu ihrer Verantwortung bekennen. Das Gefühl der Heimat ist und bleibt in unseren Herzen, egal wo man lebt. 

Claus Hörrmann, Neustadt/Sachsen

 

 

Zu: "Ihr Beispiel wird leben" von Thorsten Hinz, JF 29/05

Von Anbeginn fraglich

Die Rolle der Widerständler vom 20. Juli muß tatsächlich differenziert betrachtet werden. Sicherlich mögen einige von ihnen die Absicht gehabt haben, Deutschland vor dem totalen Untergang zu bewahren. Dieser Versuch, so ehrenhaft er vielleicht gewesen sein mag, war jedoch von Anbeginn fraglich. Hatten die Alliierten doch bereits 1943 auf der Konferenz von Casablanca die "bedingungslose Kapitulation" Deutschlands gefordert. Zumal hatte Lord Vansittart, Staatssekretär im britischen Außenministerium bereits am 6. September 1940 in einem Schreiben an seinen Außenminister, verkündet: "Der Feind ist das Deutsche Reich und nicht etwa der Nazismus. Und diejenigen, die das noch nicht begriffen haben, haben überhaupt nichts begriffen. Wir haben mehr als genug von den Friedensangeboten von Leuten wie Dahlerus, Goerdeler, Weissauer und Konsorten."

Ein geglücktes Attentat auf Hitler im Sommer 1944 hätte die Kampfmoral erschüttert und den Krieg gegebenenfalls eher enden lassen. Das Reich aber wäre dennoch verloren gewesen und auch die Teilung Deutschlands wäre dadurch sicher nicht verhindert worden.

J.-H. Gätjen, Kiel

 

 

Zu: "Geistige Erneuerung" von Friedrich Romig, JF 29/05

Nicht im Katholizismus zu Hause

Der Kommentator erwähnt im Gegensatz zur Meldung im Innenteil der JF nicht, daß Kardinal Schönborn nur eine angeblich mögliche theistische Variante der atheistischen Evolutionstheorie fordert, ausdrücklich aber nicht die Übernahme des biblischen Schöpfungsberichtes. Der Wiener Erzbischof beweist damit, daß biblisch-konservative Werte theologisch-ethisch-politisch nicht im Katholizismus zuhause sind, sondern in evangelikal-konservativen Kirchen von der Evangelisch-Lutherischen Freikirche bis zu denen der Konferenz für Gemeindegründung (Freie Baptisten- sowie Brüdergemeinden). 

Ulrich Motte, München

 

 

Zu "Neue Risikogesellschaft" von Alain de Benoist, JF 29/2005

Skandal der Gegenwart

Benoists Aussage, die Taten der Terroristen folgen aus "konkreten politischen Gegebenheiten", muß leider ergänzt werden. Die fundamentalistischen Muslime, die den wahren Islam praktizieren, leiten ihre Handlungen aus dem Koran ab. Sie betreiben keine Rabulistik, verfälschen den Koran nicht, sondern legen den Koran richtig aus.

Gemäßigtere Muslime nehmen genaugenommen den Koran nicht vollinhaltlich ernst oder wollen bewußt täuschen, letzteres ist wieder korangemäß. "Konkrete politische Gegebenheiten", die Anlaß geben, einen Heiligen Krieg, der Terrorakte mit einschließt, zu führen, wird es so lange geben, bis die ganze Welt dem demokratie- und freiheitsfeindlichen Islam unterworfen ist. Mag sein, daß die Politik der USA, Israels und anderer Staaten den strenggläubigen Muslimen und deren terroristischen Abteilungen größeren Zulauf beschert, als alleinige Ursache des Terrorismus darf sie nicht angesehen werden. Hauptursache des islamischen Terrorismus ist der Koran. Es ist der Skandal der Gegenwart schlechthin, daß der Koran in Deutschland, in Europa gelehrt werden darf. Unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit dürfen Menschen unter Verheißung jenseitigen, himmlischen Glückes auf Mord getrimmt werden! Keine Partei würde in Deutschland auch nur den Gründungstag überleben, wenn sie ähnliche Ziele wie im Koran formuliert propagieren würde.

Bernd Kelch , Per E-Post

 

 

Zu: "Es droht auch der Einsatz unkonventioneller Waffen", Interview mit Peter Scholl-Latour, JF 29/05

Vom Islam inspirieren lassen

Scholl-Latour will in Dialog treten mit dem Islam (sehr schön an sich) und meint dabei Einführung der Demokratie nach westlichem Muster. Wir hierzulande wissen, wie "verideologisiert" man uns hat und daß von Demokratie immer weniger Spuren zu finden sind im Abendland. Suggestion, subtiles Einreden und Lügen, das ist, was man in unseren Breiten neuerdings verstärkt vorfindet. Geradezu Dekadenzerscheinungen sind es, mit denen wir uns hier herumschlagen. Und deshalb sage ich: wir sollten uns vielmehr vom Islam inspirieren lassen, als ihm unser dekadentes Denken zuzumuten.

Thomas Baier, Per E-Post

 

 

Zu: "Pankraz, Leopold von Ranke und die Kammerdiener", JF 29/05

Goethes hessische Mundart

Lieber Pankraz, beim Lesen Ihrer dankenswerten Anmerkungen fällt mir gerade ein, daß sich neulich nicht einmal die FAZ zu schade war, die Sottisen eines solchen Kammerdieners über Ernst Jünger abzudrucken.

Was Goethes letzte Worte angeht, ist zu bedenken, daß er die hessische Mundart gepflegt hat ("Neide, du Schmerzensreiche"), und so hat er wohl gesagt: Mer lischt hier all so unbequem!

Dr. Nikolaus Ruppenthal, Ingelheim

 

 

Zu: "Dinosaurier im Garten Eden" von Silke Lührmann, JF 29/05

Ein alter Hut

Es ist eigentlich ein alter Hut, daß mit den in der Genesis beschriebenen Schöpfungstagen keineswegs sechs buchstäbliche Tage à 24 Stunden gemeint sind. Das an dieser Stelle im hebräischen Original verwendete Wort "iom" kann auch so übersetzt werden, daß es wesentlich längere Zeiträume umfaßt. Warum sich diese in Übereinstimmung mit den Erkenntnissen der Geologie befindliche Sichtweise bei den amerikanischen Kreationisten bislang nicht durchgesetzt hat, ist mir schleierhaft. Aber darum geht es Frau Lührmann offenbar auch gar nicht.

Mit der Herabsetzung des Kreationismus auf das zivilisatorische Niveau des Höhlenmenschen läßt sie am Ende die Katze aus dem Sack; offenbar geht es ihr um die Diffamierung des Schöpfungsglaubens an sich. Sicherlich erscheint die Vorstellung eines sechstägigen Schöpfungsaktes absurd und mythisch. Doch die Vorstellung der "rationalen" Naturwissenschaft, daß sich beispielsweise so etwas Komplexes wie eine Vogelfeder über akkumulativ wirkende, zufällige Änderung im genetischen Bauplan aus einer Reptilienschuppe entwickelt habe, ist es nicht weniger. 

Daniel Körtel, Kassel

 

Zu: "Beschädigte Seelen" von Werner Olles, JF 29/05

An der Garderobe ausgemustert

In diesen Tagen sah ich im Fernsehen ein Uralt-Interview mit Heinrich Böll. Ihn sah ich einst in Köln in einem rostigen Ford, er mit einer Baskenmütze (galt in Köln damals als Ausweis des intellektuellen Künstlers) und den kleinen Proleten mimend. Wenig später begegnete er mir vor dem Berliner Kranzler in Spendierlaune mit jungen "Anbetern". Gegen Kriegsende soll er "gekniffen haben", um das so milde auszudrücken. Ich schrieb an Böll, nachdem er im Fernsehen gefaselt hatte, das Naturrecht der Künstler auf Steuerfreiheit sei in Verzug. Naturrecht ist apriorisch, kann also nicht in Verzug geraten. Ein Esel, wer dazu anderes sagt.

Eine Spalte Ihrer letzten Ausgabe war diesem Faiseur gewidmet, samt einem bitteren Kommentar, der Böll schlicht als Dummkopf bezeichnete. Dem schließe ich mich an. Clown bleibt Clown. Immerhin habe ich noch Gerhart Hauptmann kennengelernt, Ernst Bertram, vor allem Hans Pfitzner, der mich "mein liebes Kläuschen" nannte, auch in einem Feldpostbrief an den Leutnant d. R. Klaus Unger. Feldpostnummer.... Böll wäre da schon an der Garderobe ausgemustert worden.

Dr. Klaus Unger, Lohmar-Scheid

 

 

Zu: "Die Hand an der Wiege" von Ellen Kositza, JF 29/05

Ursprüngliche Lebenswerte

Haben wir da nicht alles schon bei E.G. Kolbenheyer in "Montsalvasch" unter Einschluß der notwendigen, bewußten Väter gelesen? "Nur eines hält den Menschen noch an die Natur gekettet, sonst wäre sein Leben zerpflogen, wie die Papierasche seiner stolzen Begriffe und Anschauungen zerstiebt. Eines hält ihn noch bei der Natur - das Kind. Im Kind liegt sein letzter Reichtum an ursprünglichen Lebenswerten." Oder auch "Kindererziehung gehört zur Selbstkritik, also zur Selbsterkenntnis und damit auch zur Selbstzucht." Nur wenn auch Männer und die Familien beider das Bekenntnis zum Kind offenbaren, können Frauen bewußt geplant und gesichert Kinder in die Wiege legen. Bei aller Hinwendung zur Natur muß die Vernunft beim Menschen mitentscheiden.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: "Für Finanzlöcher ungeeignet" von Bernd-Thomas Ramb, JF 28/05

Geschockte Verbraucher

Nach dem Irak-Krieg und dem Hochwasser in Dresden dient nun die von CDU/CSU angekündigte Mehrwertsteuer-Erhöhung den Rot-Grünen als willkommene Wahlhilfe. Die Union ist dabei, das Wachstum an Vertrauen zu verspielen, das ihr primär aus den Fehlern der Regierenden zugefallen war. Schließlich haben wir monatelang von allen Parteien gehört, daß angesichts der jahrelangen Konsumflaute jede Steuererhöhung Gift wäre für die vom Teuro geschockten Verbraucher, die jetzt schon aus Angst vor weiteren Härten jeden Euro dreimal umdrehen, ehe sie ihn ausgeben. Es bleibt bei sieben Prozent für Nahrungsmittel. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da drohen viele höhere Rechnungen.

Die geplante Erhöhung der Umsatzsteuer, die auch die Handwerkerarbeit verteuert, wird so zum Signal: Vorfahrt für noch mehr Schwarzarbeit! Der politische Stellenwert der Empfänger kleiner Renten, die Deutschland nach dem Krieg zupackend durch harte Arbeit wieder aufgebaut haben, ist bei den sogenannten Volksparteien drastisch gesunken - trotz der Plädoyers von Einzelkämpfern wie Seehofer und Geißler.

Wolfgang Klerner, Grafing

 

 

Zu: "Der Tag, als der Himmel weinte" von Clemens Taeschner, JF 28/05

Ins Herz schreiben

Der große Denker und Dichter Friedrich von Schiller hat vorrangig uns Deutschen sein Zitat ins Herz schreiben wollen "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre." So muß man sich als Deutscher über das Geschehen in unserem Lande leider häufig seine Gedanken machen. Besonders betroffen war ich als ich erfuhr, daß in Berlin eine deutsche Bank die Gedenktafeln und Kreuze abreißen ließ, die für an der innerdeutschen Grenze, der Berliner Mauer, von "Deutschen" erschossene Deutsche errichtet wurden. Dies wegen des Veräußerungsprofits eines Fleckens deutscher Erde, auf der diese Kreuze standen. Kreuze, die nicht nur an die Menschen, sondern überhaupt an die tragische deutsche Vergangenheit erinnern sollten. Pfui den Entscheidungsträgern!

Hartmut Vonalt, Darmstadt

 

Tag der Schande

Es war ein Tag der Schande für Berlin, für uns alle. Wir waren ihr ausgeliefert, weil wir nicht gewalttätig sind, nicht unser vermeintliches Recht auf der Straße suchen und - das ist das Wesentliche - der Senat von Berlin und die Bundesregierung dieses so beeindruckende und an genau der richtigen Stelle stehende Mahnmal für die Opfer der Mauer nicht wollten und für seinen Erhalt nichts taten.

Wir müssen sogar davon ausgehen, daß diese etwas seltsame Bank benutzt wurde und jederzeit dazu hätte gebracht werden können, die Kreuze an ihrem Ort so lange stehen zu lassen, bis Bundesregierung und Senat eine noch eindrucksvollere Gedenkstätte an einem gut zugänglichen Ort errichtet hätten. Und sie hätte auch dieses nun liquidierte Mahnmal in die eigene Regie übernehmen können.

Franz Göttweig, Berlin

 

 

Zu: "Der Bürger auf Abwegen" von Thorsten Hinz, JF 27/05

Preußische Grundhaltung

Durch seine Hitler-Biographie, aber auch eine kleine philosophische Schrift habe ich Joachim Fest als mir sympathischen Geschichtsphilosophen in Erinnerung. Auch Siedler, den ich in der Welt kennengelernt habe, ist wegen seiner preußischen Grundhaltung ein begrüßenswerter Zeitkritiker. Daß es für beide stolze Gewiß-heit ist, daß "ausschließlich" die Deutschen selbst die Ursache für ihre Katastrophen gesetzt haben, ist allerdings merkwürdig, und es muß darauf hingewiesen werden, daß die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, der Erste Weltkrieg, nur ein Beispiel dafür ist, daß die bloße Existenz als politische Größe zu allen Zeiten Anstoß für die Vernichtungsarbeit anderer sein kann. Die bloße Existenz kann aber weder Anlaß zum Stolz noch zur Schuldzuweisung sein. Wir müssen an der effektiv calvinistischen Grundeinstellung Hitlers sehen, daß erst die Bedenkenlosigkeit seines Imperialismus eine echte Herausforderung für den anglo-amerikanischen bilden konnte, diese Hitlersche Grundhaltung aber nicht spezifisch deutsch war. Dagegen hatte sich an dem Calvinismus der Gegenseite nie etwas geändert, da sie die Demokratisierung Deutschlands zur Schwächung seines Machtdenkens immer betrieb.

Wolfgang R. Thorwirth, Gummersbach

 

 

Zu: "Sieg für die Pressefreiheit" von Dieter Stein, JF 27/05

Frieden und Freiheit

Als 1949 Geborener bin ich sehr dankbar, seitdem in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Daß die junge freiheit sich dafür einsetzt, tut der Volksseele gut. Die JF ist ein Fels gegen die Heuchelei und Manipulation unserer Gesellschaft.

Sebastian Springer, Schalldorf

 

 

Zu: "Egoismen schaden nur" von Horst Rodemer und Reinhold Renz, JF 26/05

Zeichen für Individualität

Gesunder, natürlicher Egoismus ist das Zeichen für Individualität, Ehrlichkeit und Freiheit. Er zeichnet sich aus durch die Achtung der Rechtsgleichheit und durch Verzicht auf eine Vorteilssicherung unter Ausnutzung einer Rechtsungleichheit. Gerechtigkeit ist eine selbstverständliche Pflicht des natürlichen Egoismus. Diesem natürlichen Egoismus zu gehorchen bedeutet nicht, in "krasser Selbstsucht" zu handeln, sondern Verantwortung über sich selbst zu wollen und niemandem zur Last zu fallen.

Alle, die diesem natürlichen Grundsatz zuwiderhandeln, handeln selbstsüchtig und verantwortungslos, sie sind für das Gedeihen einer Gesellschaft gefährlich. Ihre Werte sind Unehrlichkeit, Attackieren und Absaugen von Werten, Inkompetenz. Chaos allgemein, hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Gewalt, Ungerechtigkeit, Revolution und Kriege sind die Ergebnisse. Wie verseucht Deutschland auch heute ist, zeigen die Auswüchse der Political Correctness. Wer sein Schaffen nicht auf die Produktion und Bereitstellung ehrlicher, brauchbarer Werte für die Gesellschaft ausrichtet, hat auch keinen Anspruch auf solche Werte, die von anderen produziert werden. Alle langfristigen Gewinne und Werte leiten sich aus den "antimystischen Regeln des Kapitalismus" ab, die all jene im Artikel genannten "Anspruchsgruppen" auf das gröbste verletzen. Darin spiegelt sich ihre ganze Destruktivität, ihr ungesunder, unnatürlicher Egoismus wider.

Günther Staszewski, Bitterfeld


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