© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/05 12. August 2005

Forschungsarbeit: Subjektive Gefühle
Grandiose Erkenntnisse
Frank Liebermann

Wer sich Publikationen von deutschen Unis anschaut, beginnt zu verstehen, warum wir auch in der Forschung eher Mittelmaß sind. Ein tolles Beispiel für rausgeschmissenes Geld liefert das Institut für Gesundheitswissenschaf-ten der TU Berlin. Die Wissenschaftler haben sich mit dem Sterberisiko in Deutschland beschäftigt und festgestellt, daß Menschen, die sich subjektiv krank fühlen, früher sterben als andere. Subjektiv arme Menschen sterben früher als subjektiv Reiche. Dasselbe gilt für Menschen, die viel rauchen. Diese glauben, sie lebten unge-sünder, und sterben auch früher. Und auch Arbeitslose schätzen sich kranker ein als die arbeitende Vergleichsgruppe.

Zu solch einem grandiosen Erkenntnisgewinn kann man nur gratulieren. Vielleicht ist es ja möglich, daß Raucher tatsächlich mehr krank sind und sich schlechter fühlen als Nichtraucher. Und wenn sich Menschen krank fühlen, könnte ja auch durchaus die Möglichkeit bestehen, daß diese tatsächlich krank sind und deshalb früher sterben. Die erschreckendste Erkenntnis ist allerdings, daß dieser Mumpitz von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wurde.


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