© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/05 19. August 2005

Meldungen

"Die österreichische Nation gibt es nicht"

BOZEN. Der frühere italienische Präsident Francesco Cossiga sieht die Österreicher nicht als ein Volk an. "Und jetzt sage ich euch etwas, was euch Südtirolern ganz sicher nicht gefällt: Die Österreicher sind Deutsche", erklärte der 77jährige Ex-Christdemokrat und jetzige Senator letzte Woche im Südtiroler Wochenmagazin FF. "In diesem Punkt hatte Hitler recht. Die österreichische Nation gibt es nicht. Oder gibt es etwa eine österreichische Musik, eine österreichische Literatur?" erläuterte der Ex-Premier seine Ansicht. Auch die Südtiroler seien "eine deutsche Minderheit". Österreich gebe es "als Staat, nicht aber als Nation". Dies sei "eine Erfindung der Austrofaschisten von Dollfuß. Karl Renner, der große Sozialist und später erster österreichischer Bundespräsident, hatte für den Anschluß gestimmt." Der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder widersprach Cossiga: "Wir sind italienische Staatsbürger, gehören der deutschen Sprachgruppe an und sind eine österreichische Minderheit."

 

Juristischer Streit um Gesetz zur "Homo-Ehe"

MADRID. Die gesetzliche Neuregelung der "Homo-Ehe" wird in Spanien nun auch juristisch in Frage gestellt. Die Verfassung sehe in Artikel 32.1 vor, daß nur ein Mann und eine Frau eine Ehe schließen dürften, erklärte Richter Francisco Javier García in Telde (Kanarische Inseln). Er bleibe daher bei seiner Ansicht, daß die Homo-Ehe gegen die Landesverfassung verstoße. Der Richter hatte im Juli wegen seiner Bedenken die amtliche Anerkennung von drei gleichgeschlechtlichen Ehegemeinschaften vorläufig gestoppt. Am 4. Juli war in Spanien das von der sozialistischen Regierung beschlossene Gesetz - unter starkem Protest von katholischer Kirche und Opposition - in Kraft getreten. Es erlaubt Homosexuellen, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. Das Gesetz ist eines der liberalsten in der EU.

 

"Enormes Leid über die Völker gebracht"

TOKIO. Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat sich anläßlich des 60. Jahrestags der Kapitulation im Zweiten Weltkrieg für das Leid entschuldigt, das Japan seinen Nachbarländern zugefügt habe. "Unser Land hat durch Kolonialherrschaft und Aggression enormen Schaden und enormes Leid über die Völker vieler Länder gebracht", erklärte er bei einer Gedenkzeremonie im Beisein von Kaiser Akihito letzten Montag in Tokio. "Wir erkennen diese historischen Fakten in Demut an und drücken erneut unser tiefes Bereuen und unser Gefühl aufrichtigen Bedauerns aus." Durch die ernsthafte Wahrnehmung der Vergangenheit wolle Japan eine "Zusammenarbeit auf Grundlage gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens" in der Zukunft möglich machen, sagte Koizumi. Er versprach, daß sich sein Land nie wieder an einem Krieg beteiligen werde. Am 15. August 1945 hatte Japan alle Kampfhandlungen eingestellt und am 2. September die Kapitulation unterzeichnet.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen