© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/05 26. August 2005

Auf den Spuren Konrad Adenauers
Wahlkampf II: CDU im Wahlkreis Fulda warnt vor "Experimenten" / SPD spricht von Zweikampf zwischen Union und Hohmann
Curd-Torsten Weick

Zu guter Letzt hatte das Wahlamt im Wahlkreis 176 zu entscheiden. Wird Martin Hohmann als unabhängiger Direktkandidat zugelassen? Das Amt entschied und ließ sieben Kandidaten zu: Claudia Blum (SPD), Michael Brand (CDU), Bernd Eckart (Grüne), Mario Klotzsche (FDP), Irene Rogatty (Linkspartei), Hans-Joachim Bosold (NPD) und last but not least Martin Hohmann (parteilos). Die Reihenfolge der Kandidaten auf dem Wahlzettel steht damit fest.

Auch der Wahlkampf ist im Kreis Fulda schon in vollem Gange, und er scheint - der Vielfältigkeit zum Trotz - eher auf einen Zweikampf Brand gegen Hohmann hinauszulaufen. Zumindest wenn es nach der SPD geht. Die hatte die Großplakate des CDU-Spitzenkandidaten mit der Losung "Keine Experimente - Erststimme Brand" erspäht, nach ihrem Gusto verkürzt und dann mit "Verwunderung zur Kenntnis" genommen. Und so erklärten die Genossen "Keine Experimente" hieße nun einmal, daß mehr als die Hälfte der Wähler das gleiche tun müßten wie schon bei der letzten Wahl: ihre Erststimme für Martin Hohmann abgeben. "Damit dies nicht geschieht, sind wir natürlich für Experimente", erklärte daraufhin ein sichtlich amüsierter SPD-Unterbezirksvorsitzender. CDU-Direktkandidat Michael Brand nahm den Ball bereitwillig auf und sprach von "unsachlicher Wahlkampfpolemik". Das Plakat trage das Motto "Keine Experimente - Erststimme Brand", und gerade letztere sei bei diesem Wahlkampf "entscheidend".

Während nun CDU und SPD ihr Mütchen am unabhängigen Kandidaten Hohmann kühlten, konnte sich der Ex-CDU-Mann auf seinen Wahlkampf konzentrieren. Mit den Wahlzielen: "Familien stärken - Mittelstand entlasten - Deutschland lieben" und dem Motto: "Mehr Meinungsfreiheit wagen!" sowie der Losung "Für Gott und Vaterland" sieht er sich gut positioniert. Und wirbt öffentlich mit der Bitte "Erststimme: Martin Hohmann. Zweitstimme: wie bisher!" um Zustimmung.

Die könnte ihm auch angedeihen - gilt er doch als einer von "drei ernsthaften Bewerbern". Zwar erhielt Hohmann bei der Wahl im Jahr 2002 54 Prozent der Stimmen (SPD: 35,2), doch könnten bei diesem Wahlgang schon 30 Prozent für die Erringung eines Direktmandates genügen.

Fernab aller Zahlenspiele hat Martin Hohmann allein schon durch die zügige Übergabe der mehr als tausend Unterstützerunterschriften und der öffentlichen Unterstützung durch die CDU-Politiker Josef Weber und Gerhard Noll für einige Aufmerksamkeit gesorgt - besonders in den Reihen der CDU. Der Fuldaer Kreisvorsitzende Fritz Kramer schäumte (JF 34/05), und der ehemalige Landtagsabgeordnete Weber erklärte gegenüber dem Internetdienst Osthessen-News seine Beweggründe für seine Unterstützung des unabhängigen Direktbewerbers. Er stelle Kameradschaft, Treue und Freundschaft über die Parteidisziplin, und "wenn mich ein Freund um Unterstützung bittet, ist es nach meinem Selbstverständnis klar, das zu tun". Hohmann sei kein Abgeordneter, der "dem Zeitgeist huldigt", sondern habe immer "dem Volk und den Menschen die Wahrheit gesagt".

Parallel dazu begründet der Stadtälteste Gerhard Noll seinen Einsatz für Hohmanns Kandidatur, indem er ohne Umschweife auf den "Slogan des vom Volk hinweggefegten SED-Regimes" verwies: "'Die Partei hat immer recht' gilt auch heute noch ... Wir brauchen aber bei allem Machtstreben der Parteien in unserer parlamentarischen Demokratie bewußt handelnde, unabhängige 'Rufer in der Wüste', die furchtlos ihre Meinung sagen und keinem Parteizwang unterliegen."

Foto: Plakat des CDU-Kandidaten Brand: Der Wahlkampf läuft


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen