© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/05 26. August 2005

WIRTSCHAFT
Verwunderter Umweltminister
Bernd-Thomas Ramb

Der Bundesumweltminister fordert von den in Deutsch-land agierenden Stromkonzernen eine Begründung für die ansteigenden Strompreise. Jürgen Trittin leuchtet nicht ein, daß beispielsweise RWE einen hohen Gewinn ausweist, gleichzeitig aber Preiserhöhungen ankündigt, weil teure Emissionszertifikate zugekauft werden müssen. Eine Grundausstattung an Emissionszertifikaten hatten die Energieunternehmen zuvor kostenlos erhalten. Allerdings waren die Zuweisungen so knapp bemessen, daß Kraftwerke mit hohem Ausstoß an Kohlendioxyd zum Abschalten verurteilt waren und sich die Stromerzeugungskapazitäten somit zwangsläufig verringern.

Der Grünen-Politiker vergießt mit seinen Tiraden verlogene Krokodilstränen. Das ureigene Ziel seiner Partei ist die Reduktion des Stromverbrauchs. Da die Grünen das nicht durch eine Veränderung des Verbraucherverhaltens, also auf der Nachfrageseite schaffen, verteuern sie politisch das Stromangebot. Der Strompreis steigt dadurch unabwendbar an, nach Schätzungen von Umweltökonomen um bis zu 30 Prozent. Trit-tins Verwunderung über die teuren Zukäufe an Emissionsrechten - nachdem die Unternehmen kostenlose Zuteilungen erfahren hatten - ist insofern prüfbedürftig, als möglicherweise die eigenen Emissionsrechte (zu billig) verkauft und der Gesamtbedarf an Lizenzen auf Kosten der Verbraucher (zu teuer) wieder eingekauft wurden. Aber das würde den teuren Strom nur teilweise erklären. Dazu reichen auch nicht der durchaus begründete Verdacht auf monopolistische Verhaltensweisen der Stromerzeuger und Hinweise auf die hohen Rohölpreise. Wie schon bei der Energiesteuer ist der Strompreisanstieg von Rot-Grün gewollt und auch erreicht worden.


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