© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/05 26. August 2005

Frisch gepresst

Spengler. Ein Feuerwerk des deutschen Weltgeistes zündet der Geschichtsphilosoph Oswald Spengler (1880-1936) im "Untergang des Abendlandes". Er verglich die halbe Welt miteinander - die ägyptische, babylonische, indische, chinesische, antike, arabische, mexikanische und abendländische Hochkultur - um die Entwicklungslogik von Kulturen zu bestimmen. Spenglers Ergebnis: Kulturen seien eine organische Größe - wie Pflanzen und Tiere - deren Lebenszeit begrenzt sei. Eine Hochkultur werde geboren, durchjage schöpferische Epochen und sterbe schließlich. Um sich in Spenglers Weltenlabyrinth nicht ganz zu verlaufen, liefert Frank Lisson einen Reiseführer durch Spenglers Leben und Werk. Er erzählt von Spenglers ängstlichem und verzagtem Charakter und wundert sich über seine wortgewaltigen Prognosen. Mit vielen Originalzitaten und Erläuterungen macht Lisson Appetit, möglichst schnell bei Spengler nachzuschlagen (Oswald Spengler. Philosoph des Schicksals. Edition Antaios, Schnellroda 2005, 150 Seiten, broschiert, 12 Euro).

Volksaufstand in Bayern. In der Schlacht von Höchstädt entschied sich 1704 der Spanische Erbfolgekrieg, wo eine Allianz reichsdeutscher, österreichischer und englischer Armeen die Franzosen besiegte (JF 34/04). Die Leidtragenden der nachfolgenden Jahre sollten die mit Frankreich verbündeten Bayern sein, die noch jahrelang unter der Besatzung der Siegermächte litten. Den Höhepunkt dieser Leidensgeschichte bildete das als "Sendlinger Mordweihnacht" in die Geschichtsbücher eingegangene Massaker vor den Toren Münchens, bei dem 1705 etwa 10.000 Bayern niedergemetzelt wurden. Der Historiker und Journalist Henric Wuermeling hat den mit dieser Bluttat beendeten bayerischen Volksaufstand, dem er einen klaren revolutionären Charakter zumißt, bereits 1980 mit einer auf Tagebüchern, Aktennotizen und Augenzeugenberichten fußende Monographie gewürdigt. Anders als 1776 oder 1789 konnte sich diese Einordnung als Revolution aufgrund des Mißerfolgs nicht richtig durchsetzen. Nun ist dieses Werk mit einem Prolog Winston Churchills, dessen Familie in der Schlacht von Blindheim (Höchstädt) zu Ehren kam, anläßlich des anstehenden dreihundertsten Jahrestages neu aufgelegt worden (1705. Der bayerische Volksaufstand und die Sendlinger Mordweihnacht. Langen Müller, München 2005, 336 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).


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