© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/05 02. September 2005

Leserbriefe

Zu: "Be-ne-det-to" von Ronald Gläser, JF 35/05

Christozentrischer Weltjugendtag

"Wir sind gekommen, um Ihn anzubeten." So lautete das Motto des diesjährigen Weltjugendtags. Ronald Gläser schreibt in seiner Reportage, man hätte den Eindruck gewinnen können, diese Worte bezögen sich auf Papst Benedikt. Doch nicht nur wegen des äußerst bescheidenen, geradezu demütigen Auftretens dieses Papstes war dies ausgeschlossen. Insgesamt waren die Tage in Köln weitaus christozentrischer ausgerichtet, als Gläsers Reportage dies vermuten läßt. Nur einige Beispiele: Die Vigilfeier am Samstagabend auf dem Marienfeld endete mit einer eucharistischen Anbetung, und auch danach wurde die konsekrierte Hostie in ein Zelt am Rande des Feldes übertragen, wo die ganze Nacht hindurch die Möglichkeit der Anbetung bestand und auch reichlich genutzt wurde. Direkt daneben stand ein Zelt, in dem viele Priester bis nach Mitternacht und dann wieder ab den frühen Morgenstunden Beichte hörten.

Noch eine sachliche Korrektur: St. Pantaleon ist kein Priesterseminar, sondern eine Kölner Stadtpfarrei, die von der Prälatur Opus Dei betreut wird. Hier traf sich der Papst mit 4.000 Priesteramtskandidaten aus aller Welt.

Pfarrer Georg Alois Oblinger, Ichenhausen

 

 

Zu: "Für eine radikale Wende" von Dieter Stein, JF 34/05

Mutterglück mit Vorbildfunktion

Jede (normale) junge deutsche Frau dürfte beim Anblick des entzückenden Bildes regelrecht Appetit aufs Kinderkriegen bekommen. Das abgebildete Mutterglück würde als Wahlplakat im laufenden "Schicksalswahlkampf" mit Sicherheit einen flächendeckenden Werbeeffekt für Familiengründung und Kinderkriege haben. Daß keine der etablierten Parteien auf diese Idee gekommen ist, zeigt nicht nur ihre Stupidität und Phantasielosigkeit, sondern auch ihr erschreckendes Desinteresse an der den Deutschen bevorstehenden demographischen Katastrophe.

Bernd Sydow, Berlin

 

Polemik gegen Kinderlose

So viele gute Ansätze in diesem Artikel zu finden sind, so sehr ist die Polemik gegen die Kinderlosen nicht zu Ende gedacht. Genau, wie durch die Pflegesteuer-Erhöhung der Bundesregierung Familien nicht entlastet, sondern Kinderlose bestraft werden, so fordern auch Sie Bestrafung, ohne die Gründe der Kinderlosigkeit in Betracht zu ziehen. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Paare sich Kinder wünschen, aber es klappt nicht? Das Adoptionsrecht macht es solchen Paaren nicht leichter.

Rainer Ruby, Düsseldorf

 

Demographische Katastrophe

Es ist zu wenig bekannt, daß der Deutsche Bundestag schon 1992 eine Enquete-Kommission "Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und an die Politik" eingesetzt hat.

Im Juni 1994 hatte die Kommission dem Bundestag einen umfangreichen Zwischenbericht vorgelegt (Drucksache 12/78/76). Der Inhalt dieses Berichtes war (und ist) hochbrisant; er hätte sofort dazu führen müssen, statt von einer demographischen Wandlung von einer demographischen Katastrophe zu sprechen. Aber schon damals wurde wie auch jetzt das Thema in die Verschlußsache "political correctness" eingeordnet. Ebenso verhielten sich die Medien; herausgefiltert wurde nur das Problem der Versorgung der anschwellenden Zahlt alter Menschen. 

Dr. Hans Hopp, Itzehoe

 

Generativen Beitrag berechnen

Eine Menge von Vorschlägen zur Besserstellung der Familie laufen in die richtige Richtung, doch sie sind keine Lösung. Das liegt an den bei der Rentenreform 1957 eingebauten konstruktiven Fehlern: Im Drei-Generationen-Verbund Alte-Aktive-Kinder hat man "vergessen", eine ganze Generation, die Kinder, mitzuberechnen. Dies zu korrigieren, bedeutet nach dem Pflegeurteil des BVG vom 3. April 2001, den generativen Beitrag als konstruktive Leistung gleich dem Rentenbeitrag zu berechnen. Die Parität von Rentenbeitrag und generativer Leistung einerseits und zwischen Rente und Familienförderung andererseits ist unabdingbar.

Danach sind die allgemeine Beitragsrente auf den Faktor des Gesellschaftsanteils an Kinderkosten zu kürzen (nach Kaufmann, Uni Bielefeld - 0,25, nach Institut der deutschen Wirtschaft Köln - 0,45) und die freigewordenen Mittel als Elternrente zu gewähren. Dies aber nicht nach der Kinderzahl, sondern (mein Vorschlag) nach den mittleren Jahresrentenbeiträgen der Kinder. Dieses Modell kommt dem Naturprinzip "Kinder sorgen für ihre Eltern" wie auch dem Gebot "Ehret Vater und Mutter" am nächsten.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Mein Bruder und mein Papst" , Interview mit Georg Ratzinger JF 34/05

Krise der katholischen Kirche

Mag der Papstbruder einem Kardinal den wahren katholischen Glauben absprechen und auch sonst eine Krise seiner weltweiten Kirche sehen. Einseitig ist aber seine Sicht von der angeblich noch größeren Krise der evangelischen Kirche, die weltweit doch zahlenmäßig stärker wächst als die katholische, vor allem an Kirchgängern, und viel weniger Geistliche in homosexueller und anderer außerehelicher Partnerschaft kennt.

Ein nicht untypisches Beispiel findet sich im Umgang mit den Gotteshäusern: Aus Berlin beispielsweise wurde der geplante Kauf fast leerer katholischer Kirchen durch überfüllte lutherische gemeldet. Und selbst in die wahrlich weitgehend maroden evangelischen Landeskirchen Deutschlands wechselten jährlich zuletzt zwei- bis dreimal so viele Katholiken wie umgekehrt.

Ulrich Motte, München

 

 

Zu: "Eine Flut namens Stoiber" von Paul Leonhard, JF 34/05

Ins Horn linker Medien geblasen

Es ist einfach enttäuschend, wie Sie das Thema Stoiber und Schönbohm behandeln. Soviel preußische Dünkelei und Realitätsferne hätte ich der JF nicht zugetraut. Südlich der Mainlinie jedenfalls gibt es zahlreiche Loyalitätsbekundungen für Stoiber und Oettinger.

Anstatt den linken Claqueuren und Klassenkämpfern, die nie an einem vereinten Deutschland Interesse hatten, die Wahrheit zu sagen, blasen Sie ins selbe Horn wie die linken Medien. Auch diese schreiben ständig von Eigentoren und Fettnäpfchen, die der Union einen Verlust von zwei Prozent einbrächten. Aber das Gegenteil wird der Fall sein: Die konservativen Süddeutschen werden verstärkt CDU/CSU ankreuzen, weil sie das "kommunistische Parasitentum", durch das die süddeutschen Haushalte enorm belastet werden, endgültig satt haben.

Wilhelm Bläser, Wäschenbeuren

 

 

Zu: "Steuergeld für 'Spray-Athen'" von Matthias Bäkermann, JF 34/05

Für Festival der Stadtreinigung

Während auf Kosten des Steuerzahlers Berlin ein Graffiti-Festival erlebt - ein roter Irrsinn -, wird Berlins Straßenbild immer verschmierter und häßlicher. In nächster Nähe überquert die Stadtautobahn eine unserer vielbefahrenen Straßen. Während es früher üblich war, daß die Wände der Unterführung nach jeder Verschmutzung sofort wieder übermalt wurden, scheint dafür nun das Geld zu fehlen. Jedenfalls sind nach einem ersten Anfang inzwischen alle Wände der Unterführung beschmiert. Wenn die erste Schmiererei nicht beseitigt wird, ist das eine Einladung für weitere. Ich hätte mir statt eines Graffiti-Festivals eines der Stadtreinigung gewünscht, bei der die Senatsmitglieder als gutes Beispiel vorangehen.

Dieter Pfeiffer, Berlin

 

 

Zu: "Die Gewalt war alles, der Mensch war nichts" von Ronald Gläser, JF 34/05

Mißachtung der eigenen Opfer

Opfer erinnern an die Wiedereröffnung des Lagers Sachsenhausen durch die Sowjets vor 60 Jahren. Wir haben das Phänomen, daß die Deutschen in Jahrzehnten zur Mißachtung ihrer eigenen Opfer gebracht oder erzogen worden sind. Wenn wirklich jemand an die deutschen Opfer erinnern möchte, dann heißt es gleich, sie wären doch selber schuld, sie hätten doch den Krieg begonnen.

Die einfache Wahrheit, daß jeder Mensch zum Leben geboren worden ist, daß jedes Opfer und jedes Leid zählt, daß gegen niemanden Gewalt angewendet werden darf, ist in Deutschland von den Machern der veröffentlichten Meinung aus Politik und Medien außer Kraft gesetzt worden. Den Opfern des Holocaust wird nichts genommen, wenn wir aller Opfer gedenken.

Hansjörg Keuschnig, Stolberg

 

 

Zu: "Jedes Land richtet sich nach seinen eigenen Überzeugungen", Interview mit Lech Kaczynski, JF 34/05

Fragwürdige Mehrheitsmeinung

Die Bürger Polens und Tschechiens könnten heute sagen: "Natürlich war die Vertreibung der Deutschen ein Unrecht, aber es ist nun mal geschehen, der Haß war damals groß. Laßt uns gemeinsam beraten, wie wir endlich nach 60 Jahren dieses traurige Kapitel zum Vorteil aller Betroffenen abschließen."

Das sagen sie aber nicht. Rund zwei Drittel sowohl der Polen als auch der Tschechen sind, wie entsprechende Umfragen immer wieder bestätigen, unverändert der Ansicht, daß die Vertreibung der 14 Millionen Deutschen aus ihrer jahrhundertelang angestammten Heimat einschließlich der damit verbundenen Greuel in Ordnung war. Und ihre politischen Vertreter, die zugleich die Staatsführungen stellen, werden nicht müde, in das gleiche Horn zu stoßen. Deutsche Nachkriegsregierungen von Brandt über Kohl bis Schröder haben es stets vorgezogen, die Vertreter der Mehrheitsmeinung zu hofieren. Mehrheitsmeinungen müssen aber nicht zukunftsfähig sein. Gerade die deutsche Geschichte von 1933 bis 1945 liefert hierzu einprägnantes Beispiel.

Dieter J. Perthes, Neuwied-Rodenbach

 

 

Zu: "Das politische Pendel schlägt diesmal nach rechts" von Ludomir Winnik und Jörg Fischer, JF 34/05

Krise der katholischen Kirche

In Ihrer Ausgabe vom 19. August bringen Sie eine historisch so haarsträubend falsche Darstellung der Teilungen Polens im 18. Jahrhundert, daß man sich als Abonnent der JF für die geschichtliche Ignoranz ihrer dafür verantwortlichen Mitarbeiter schämen muß.

Jeder Gymnasiast lernt hierzulande, daß Polen im 18. Jahrhundert dreimal unter Preußen, Österreich und Rußland aufgeteilt worden ist, wobei die beiden erstgenannten Staaten dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation angehörten. Was aber schreiben Ihre Mitarbeiter? Polen sei "unter Rußland, Deutschland und Österreich-Ungarn" aufgeteilt worden, obwohl es damals weder einen Staat namens "Deutschland" noch einen namens Österreich-Ungarn" gegeben hat! Für eine Zeitung, die für die Wahrheit in der Geschichtsdarstellung kämpft, wirklich peinlich!

Prof. Hans Gebhard, Hamburg

 

 

Zur Meldung "Private Altersvorsorge löst Rentenfrage nicht", JF 34/05

"Private Equity"-Unwesen

Die Ansicht von Ex-Bundeskanzler Schmidt ist überholt. Längst sind amerikanisch-internationale Pensionskassen marktführend, die sich international in alle möglichen Unternehmen einklinken und Erfolge erwarten. Das gesamte "Private Equity"-Unwesen beruht auf der Macht solcher Geldgeber, oft zum Vorteil der Alten. 

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Rechts muß sein" von Doris Neujahr, JF 34/05

Ziele der Rechten - in der Union?

Die Überlegungen zur zukünftigen Parteiensymmetrie in der vergrößerten Bundesrepublik Deutschland sind logisch. Aber wofür soll sich eine Rechte einsetzen bzw. was soll sie möglichst bei der Union durchsetzen?

Das könnten doch nur sparsame Parlamentsverkleinerung, politisch sinnvolle Bund-Länder-Reform, strengere Einwanderungsregeln und Asylgewährung, Förderung von leistungsfähigem Nachwuchs, Schutz unserer Sozialversicherung für Deutsche, organisches Europa der Vaterländer und eine ehrliche Aufarbeitung der Zeitgeschichte für das Selbstbewußtsein unserer Außenpolitik sein: Ziele, die sonst von allen "staatstragenden Parteien" vernachlässigt werden.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

Rechte Anachronie

Als ehemals aktives FPÖ-Mitglied (bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2000) kann ich es bis heute nicht fassen, daß in Deutschland rechts nur Anachronie und Borniertheit zu beobachten sind (NPD, DVU, REP), und alles zusammen zwei bis drei Prozent, wo doch das Wählerpotential auf 15 bis 20 Prozent geschätzt wird!

In Österreich holten wir 1999 für die FPÖ 27 Prozent, Le Pen in Frankreich auch über 15 Prozent. Aber in Österreich lief kein Rechter mit der Reichkriegsflagge und schwelgte in Waffen-SS-Nostalgie. Jedoch konnte man über das Ausländerproblem frei sprechen. Hier in Deutschland läßt die "Political Correctness" so etwas nicht zu. Siehe auch die Attacken gegen Lafontaine! Dies ist ein verlogenes Land, man denkt das eine und sagt das andere. Doris Neujahr sei Dank für die glänzende Analyse.

Karl Klausen, Passau

 

 

Zu: "Kleine Parteien unter Zeitdruck" von Peter Freitag, JF 33/05

Faire Wahl wird verhindert

Den etablierten Parteien geht es nur um Machterhalt und nicht um fairen politischen Wettbewerb! Ich habe sofort, als Kanzler Schröder die Neuwahlen nach der NRW-Wahl ankündigte, eine "Eil-Petition" an den Bundestag gerichtet mit der Forderung, den kleinen Parteien die Wahlzulassung zu erleichtern. Normalerweise hätten diese nach den Sommerferien mit der Kandidatenaufstellung begonnen, um dann bis Juli 2006 die Unterschriften für die Wahlzulassung zu sammeln. Jetzt mußte dies bis zum 15. August 2005 erledigt sein. Wenn es dem Bundestag um eine faire Wahl ginge, hätte dieser noch schnell Erleichterungen für die Wahlzulassungen kleiner Parteien bei vorgezogenen Wahlen beschließen können. Aber anscheinend sind diese kleinen Mitbewerber nur lästig. Deshalb hätten unsere Volksvertreter vom Verfassungsgericht zur Fairneß gezwungen werden müssen.

Felix Staratschek, Radevormwald

 

 

Zu: "Gedenkpolitik: Lenin und der Mann im Kyffhäuser" von Dieter Stein, JF 33/05

Blick auf chinesischen Terror

Eine Ergänzung zu Ihrem Artikel: Durch den kommunistischen Terror sind allein in China 80 Millionen Menschen umgekommen. Noch heute werden dort täglich 15 bis 20 Menschen hingerichtet. Die Demokratiebewegung wird gnadenlos unterdrückt, ebenso der Volksstamm der Uiguren, Tibet ist noch immer von China besetzt, eine Million Menschen sind dort getötet worden.

Die friedliche Falun-Gong-Bewegung, deren Prinzipien Wahrhaftigkeit, Warmherzigkeit und Toleranz sind - in China etwa 70 Millionen Mitglieder - ist verboten. Menschen, die dazugehören, werden in Arbeits- und Umerziehungslager gesperrt, entehrt, gefoltert, vergewaltigt, der Gehirnwäsche unterzogen und auch getötet. Die Gewaltherrscher in Peking sind bemüht, diese brutalen Verbrechen vor dem eigenen Volk, aber auch vor der freien Welt zu verheimlichen. Um so wichtiger ist es, das Bewußtsein dafür zu schärfen. 

Albert Lutz, Helmstadt

 

 

Zu: "Hohmann tritt an" von Marcus Schmidt, JF 31-32/05

Hochachtung vor Hohmann

Es ist eine kühne Entscheidung von Martin Hohmann, nach dem Ausschluß aus seiner Partei (CDU) nunmehr unabhängig von ihr Position zu beziehen und sich der Wählergunst zu stellen. Meine Hochachtung - die Partei hat nicht immer recht. Ich kann Herrn Hohmann deswegen nur recht viel Glück wünschen für seine Kandidatur. Leider steht es um die Meinungsfreiheit in unserem Lande nicht gerade zum besten.

J. F. Wilhelm Hörnicke, Eschborn

 

 

Zu: "Auf der Pirsch im Großstadtdschungel" von Ellen Kositza, JF 34/05

Rechter Feminismus, ruchlos 

Mein Gott, kann der rechte Feminismus ruchlos sein. Ist denn der Mann nur ein elender Erdenwurm, dessen Krümmungen sich nur noch als "Stalking" bewerkstelligen lassen?

Mein apollinisch bronzener Traumbody belehrt mich endlos des Gegenteils: Närrische Weiber bringen mich um den gerechten Schlaf, weil sie mich irrtümlich für eine Inkarnation des Thor halten, der vergessen hat, das Telefon abzuschalten. Gute Nacht!

Dustin Englmann, Johannesburg


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