© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/05 09. September 2005

Meldungen

Konservativer US-Jurist gestorben

WASHINGTON. "Rehnquist führte die konservative Revolution am Obersten Gerichtshof an", überschreibt die New York Times den Nachruf auf William Rehnquist, Richter am höchsten Bundesgericht der Vereinigten Staaten. Er votierte für die Todesstrafe, für mehr Rechte der einzelnen Bundesstaaten und gegen Abtreibungen. Rehnquist spielte eine juristische Schlüsselrolle bei politischen und sozialen Kontroversen in den USA. Als er am 7. Januar 1972 zum Bundesrichter ernannt wurde, war er oft in der Minderheit. Seine abweichenden Urteile trugen ihm den Spitznamen "einsamer Hüter" (lone ranger) ein. Mit der Ernennung weiterer konservativer Richter wurden seine Positionen langsam mehrheitsfähig. Schließlich ernannte Ronald Reagan ihn 1986 zum Vorsitzenden Richter. Höchst umstritten waren seine juristischen Empfehlungen bei der Präsidentenwahl zwischen Bush und Gore im Jahr 2000, aufgrund derer schließlich George W. Bush zum Sieger erklärt wurde. Rehnquist, geboren am 1. Oktober 1924, spekulierte nicht auf öffentlichen Zuspruch, sondern wollte einfach seine Arbeit machen, kommentiert ein Zeitgenosse sein Auftreten. Zuweilen verlor Rehnquist auch einige Meinungsschlachten im Richterkollegium. Bei der Entscheidung, ob das Verbrennen einer amerikanischen Fahne zulässig ist, betonte Rehnquist, die Fahne sei das sichtbare Symbol einer Nation und nicht nur eine andere Idee oder Perspektive auf dem Markt der Meinungen.

 

Die Menschen brauchen Religion

LONDON. "Wir haben uns geirrt, als wir behaupteten, die Menschen könnten ohne Religion auskommen. (...) Die große Mehrheit der Menschen braucht Transzendenz, den Glauben an eine andere Welt. Deshalb kann man die Religion nicht bekämpfen. Der Kommunismus hat es versucht - und ist nicht zuletzt daran gescheitert," erklärt der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa gegenüber der Tageszeitung Die Welt. Nur wenige Menschen seien in der Lage, Religion durch Kultur zu ersetzen. Das sei zumindest seine Erfahrung in der kleinen Welt, die er kenne. Der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 1996 berichtet mit Abscheu über Gewalt in Südamerika, die er im Roman "Tod in den Anden" schildert. Dort bringt Vargas Llosa die Gewalt der Terroristen des "Leuchtenden Pfades" mit archaischen Ritualmorden der indianischen Ureinwohner in Verbindung. Früher verstand sich Vargas Llosa als engagierter Schriftsteller: "Da war viel Naivität im Spiel - wir glaubten damals jedes Wort, das Jean-Paul Sartre schrieb."


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