© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/05 09. September 2005

Leserbriefe

Zu: "Rücksicht auf die Politik" von Friedrich Karl Fromme, JF 36/05

Gestörtes Rechtsverständnis

Das Rechtsverständnis eines normalen Bundesbürgers ist schon recht gestört durch die Urteilsbegründung des BVerfG zur Bundestagswahl am 18. September. Ein Kanzler, der vorgibt, keine Mehrheit mehr im Deutschen Bundestag zu haben, obwohl er doch eine hat, und eine offensichtlich inszenierte Vertrauensfrage stellt, die programmgemäß verläuft, wird von sieben Richtern des BVerfG bestätigt. Nur einer stellt sich mit plausiblen Argumenten quer. Übereinstimmend wollen alle die Neuwahl, doch nur deswegen, weil die Republik mit dieser roten Bankrottpolitik am Ende ist.

Was aber, wenn Schröder mit Hilfe der linkslinken Helfershelfer wiederum Kanzler werden sollte? Dann wohl auch, weil die Merkel-Mannschaft die Tabuthemen ausklammert und Samtpfötchen statt Krallen zeigt. Wo ist der kämpferische Geist, insbesonders der CDU, der der Political Correctness, den Schülern der "Frankfurter Schule" und den Revolutionären des linken Kartells die Stirn zu bieten wagt? Denen Einhalt zu gebieten, die angetreten sind, die Bundesrepublik zu internationalisieren, umzugestalten, umzuerziehen, ihrer Identität zu berauben? Dies dem Volke drastisch mitzuteilen, haben die Oppositionsparteien bisher nicht vermocht. Wo ist der Aufschrei?

Helmut J. Felka, Biberach

 

 

Zu: "Ein deutsches Tabuthema" von Kurt Zach, JF 35/05

2,5 Millionen für Rot-Grün

Das sollten Richter im antiken Rom bei Kriminalfällen zuerst fragen: Cui bono, wem nutzt die Tat? Fragen sollten auch wir, wenn Schröder und Fischer bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten den EU-Beitritt der Türkei propagieren, ja - als unausweichlich bezeichnen. Soll dieser Beitritt tatsächlich nur der Wirtschaft und unserem Handel dienen? Funktioniert dieser vielleicht jetzt nicht?

In Ostanatolien warten rund drei Millionen Menschen nur darauf, bei freiem Zuzug in der EU in dieses gelobte Deutschland zu kommen. Vielleicht suchen sie Arbeit, wahrscheinlich aber haben sie von dem sozialen Netz in Deutschland gehört. Als Muslime werden sie niemals eine Partei mit einem C wählen, also hätte Rot-Grün mindestens 2,5 Millionen Stimmen mehr und wir - endlich - die "demokratisch" gewählte Sozialdiktatur. Also, wem nutzt der Beitritt der Türkei? Der Machterhaltung (oder Wiedergewinnung) der jetzigen Regierungsmannschaft. Der Amtseid, "zum Wohle des Volkes" zu handeln, ist längst vergessen und nicht einklagbar.

Prof. Dr. med. Ingolf Staib, Esslingen

 

Augen und Ohren verschlossen

Kurt Zach beschreibt treffend das Hauptproblem der deutschen Politik: die Tabuisierung der wichtigsten Themen, wobei die Zuwanderung nur ein - wenn auch wichtiger - Teilaspekt ist. Wir leiden darunter, daß für die essentiellen Probleme unseres Landes keine Lösung gefunden werden kann, solange sie von den etablierten Parteien nicht in den Mittelpunkt gestellt werden. In seinen "Anmerkungen zu Hitler" hat Sebastian Haffner davor gewarnt, das Richtige zu tabuisieren, nur weil es auch Hitler gedacht hat. Viele der heute brennenden Probleme sind schon seit Jahrzehnten von konservativ oder rechts denkenden Menschen erkannt und ausgesprochen worden: wahrscheinlich ein wichtiger Grund für die etablierten Parteien, hier Auge und Ohr zu verschließen. Die Politiker sind heututage leider zu Medien-Marionetten mutiert. 

Gerd Trepte, Berlin

 

 

Zu: "Sehnsucht nach Halt" von Dieter Stein und "Be-ne-det-to" von Ronald Gläser, JF 35/05

Fragwürdige JF-Verzückung

Die JF ist verzückt vom absolutistisch regierenden Papsttum, welches "das Land im Sturm genommen" habe. Geblendet von klerikalen Uniformen und Gebärden, zeichnet sie von dessen Kirche ein Wunschbild über deren Wesen und Sendung und wähnt, diese habe ausschließlich eine "christliche Botschaft". Die JF berauscht sich am Jubel für Be-ne-det-to; doch auch Bundespräsident Köhler wurde im Stadion mit minutenlangen la-ola-Wellen bejubelt.

Die JF erwähnt auch immerfort "den Glauben" und jammert, weil die Medien nichts darüber berichten; sie selbst präzisiert ihn aber auch nicht. Daher: Die Glaubenssätze der Papst- und Dogmenkirche gründen sich nicht ausschließlich auf die Bibel (wie die der reformatorischen Kirchen), sondern auch auf außerbiblische, von Mund zu Mund weitergegebene Überlieferungen, die den Überlieferern vom Heiligen Geist eingegeben und daher den biblischen Offenbarungen gleichrangig seien (Konzil von 1546). Dadurch wird sektiererisch viel Bibelwidriges als "Glaube" befohlen; angefangen von der apostolischen Sukzession über das päpstliche Stellvertretertum, die Transsubstantiation oder die Abgötterei um Maria, die "Heiligen" und deren diesseitige Überreste (Reliquien).

Georg Teutsch, Bonn

 

 

Zu: "Arbeit, Familie und Vaterland landen auf dem Index" von Paul Leonhard, JF 35/05

Wie soll man Union wählen?

Was ist falsch an dem Wahlkampfmotto "Arbeit, Familie und Vaterland"? Ich bin überzeugt, daß viele Menschen so wie Henry Nitzsche denken, aber auch hier ist die Angst vor der Wahrheit größer als der Mut. Wie soll man Union wählen, wenn sie sich so wenig bzw. gar nicht für die wertkonservativen Wähler am rechten Rand einsetzt? In den Wahlkampfreden hört man nur "Steuern rauf, Steuern runter, Steuer rüber, Steuern nüber". Wie es mit unserem "deutschen Vaterland" weitergehen soll, sagt kein Mensch.

Renate Alt, Leipzig

 

 

Zu: "Mit Kirchhof wächst die Hoffnung" von Paul Rosen, JF 35/05

Keine Steuergerechtigkeit

Die "flat tax" genannte Einheitssteuer nivelliert die Steuerbelastung von Arm und Reich und ist daher höchst unsozial und ungerecht. Sie ignoriert die Erkenntnisse der Grenznutzenlehre, die die Grundlage für eine gerechte Steuerprogression ist.

Die Möglichkeiten des Konsums sind bekanntlich für Arm und Reich sehr unterschiedlich. Während den Armen und dem Mittelstand bloß eine Geldmenge zur Verfügung steht, die gerade für die Existenzsicherung bzw. die Sicherung des erreichten Lebensstandards ausreicht, haben die Reichen die Möglichkeit, mit darüber hinausreichenden Geldmitteln Luxusbedürfnisse bis zum Überfluß zu befriedigen, die für sie dann nur noch einen geringen oder gar keinen wirtschaftlichen Wert mehr haben. Eine bloß verhältnismäßige, also gleiche prozentuale Besteuerung der verfügbaren Geldmenge ist daher unsozial und ungerecht. Deshalb wurde seinerzeit mit gutem Grund die Steuerprogression eingeführt. Ihre Abschaffung ist eine typische Maßnahme des Neoliberalismus. Dazu paßt auch die Forderung von Angela Merkel nach Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Arme unverhältnismäßig härter treffen würde als Reiche. 

Dr. Erich Schäfer, Wien

 

 

Zur Meldung: "Merz fordert Reform des Sozialsystems", JF 35/05

Legislative vor Gericht

Da fordert Herr Merz die Selbstverantwortung des Bürgers für seine Zukunft, nachdem alle, auch seine eigene Partei, dem Bürger diese Eigenvorsorge abgenommen haben: mit Zwangsabgaben und dem Versprechen "Sorgt euch nicht, wir (Union, SPD, FDP, Grüne und so fort) machen das schon für euch". Wer erinnert sich nicht an die Plakataktion des Herrn Blüm? "Eines ist sicher - die Rente". Nur hat er nicht gesagt, in welcher Höhe. Merz' Forderung ist ein Kopfschuß mit der Logik: Wer auf den Versprechungen der Politik sein Leben plant, ist selber schuld. Jede Privatversicherung käme bei den Machenschaften der Gesetzlichen (die willkürliche Änderung der Prämien, der Laufzeiten, der Auszahlungsbeträge, Veruntreuung der Gelder) vor Gericht. 

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Schröders Bankrotterklärung" von Fritz Schenk, JF 35/05

Wahlkampfpamphlet für die CDU

In meinen Augen gleicht die Kolumne von Fritz Schenk "Schröders Bankerotterklärung" eher einem Wahlkampfpamphlet als einem fundierten, abgewogenen Beitrag. Ein Blick in die Zahlen z. B. des Statistischen Jahrbuches zeigt, daß Rot-Grün überwiegend Art und Ausmaße der Probleme (Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung) vor sieben Jahren von Schwarz-Gelb unter Bundeskanzler Kohl übernommen hat. Sicher, es ist nicht gelungen, den damaligen Trend umzukehren. Aber bei genauem Hinsehen ist immerhin eine Verlangsamung festzustellen, die sehr wohl in absehbarer Zeit einer Umkehr Platz machen könnte.

Zum Schluß sei noch bemerkt, daß manche Beiträge in der JF den Eindruck vermitteln, als sei praktizierte christliche Religion ein sine qua non der neuen Rechten. Ich halte den vom Preußenkönig aufgestellten Grundsatz für wichtiger, wonach jeder nach seiner Facon selig werden sollte. Toleranz auf diesem Gebiet ist sicher einer der Grundwerte, für die wir einzeln und gemeinsam eintreten müssen. 

Wilfried Stecher, Fredenbeck

 

 

Zu: "Zwischen allen Stühlen" von Robert Korn, JF 35/05

Tragisches Ende

Trotz der Rechtlosigkeit der Rußlanddeutschen wurde in den achtziger Jahren von einer Gruppe Intellektueller ein verzweifelter Versuch unternommen, die Lage der Deutschen zu verbessern. In mehreren Schreiben an den Obersten Sowjet der UdSSR verlangten wir die Wiederherstellung der Wolgarepublik, das Ende der Diskriminierung und eine Gedenkstätte für die Deportationsopfer. Die vorauszusehenden Repressalien ließen nicht auf sich warten: Allen Mitgliedern der Bewegung wurde unter Ausschluß der Öffentlichkeit ein kurzer Prozeß gemacht. Es wird nie wieder eine Autonomie der Deutschen in Rußland geben; somit hat ein weiterer Teil der deutschen Geschichte ein tragisches Ende genommen.

Dr.-Ing. Christian Reimchen, Ronnenberg

 

 

Zu: "Auf der Pirsch im Großstadtdschungel" von Ellen Kositza, JF 34/05

Nachstellen, nicht stalken

Die Frage, ob ein Anti-Stalking-Gesetz sinnvoll ist oder nicht, interessiert mich hier nicht. Es geht mir um das Sprachliche, und da finde ich es gut, daß Frau Zypries das deutsche Wort "nachstellen" verwendet. Sie verwenden im ganzen Artikel und in der Überschrift das Wort "Stalking", welches der großen Masse des deutschen Volkes unbekannt ist.

Ich würde mir sehr wünschen, daß Sie sich bei der Verwendung von Anglizismen bewußt fragen, ob es nicht dafür ein gutes, sinnvolles deutsches Wort gibt. Überlegen Sie, ob Sie nicht für "realisieren" manchmal besser "verwirklichen", "in die Tat umsetzen", "verstehen" oder "erkennen" sagen können. Seien Sie sich Ihrer Verantwortung für die deutsche Sprache bewußt! Seien Sie ein Vorbild!

Horst Beyer, Emmendingen

 

 

Zu: "Hohmann tritt an" von Marcus Schmidt, JF 31-32/05

Keine Selbstaufgabe

Hohmann hatte gar keine andere Wahl, denn als von der CDU unabhängiger Kandidat anzutreten. Durch Selbstaufgabe hätten seine unfairen Gegner in der CDU und außerhalb bereits kampflos gesiegt. Das weiß natürlich Fritz Schenk. Aber dieser schielt nach den größeren Bataillonen.

Prof. Dr. Thomas Schmidt-Kaler, Margetshöchheim

 

 

Zu: "Die verweigerte Erinnerung" von Thorsten Hinz, JF 30/05

Desinformation

Phantomschmerz um den Verlust des deutschen Ostens? Nicht einmal dazu reicht es heute. Bereits Mitte der sechziger Jahre hielt der Sozialpsychologe A. Mitscherlich uns Deutschen die "Unfähigkeit zu trauern" vor. Hinzugekommen ist seither durch die antideutsche Geschichtspolitik linker Medien eine Unfähigkeit des Erinnerns. Selbst der Deutschlandfunk (DLF), der sich lange Zeit vom benachbarten "Rotfunk" WDR unterschied, gerät offenbar immer mehr ins linksideologische Abseits. Jüngste Spitzenleistung politisch korrekter Desinformation: In der Sendereihe "Wir erinnern" schilderte Volker Ullrich die Potsdamer Konferenz: Er "erinnerte" so, daß einem Zuhörer ohne Geschichtskenntnisse völlig verborgen bleiben mußte, daß damals gegen jedes Völkerrecht nicht nur der Raub eines Viertels Deutschlands vereinbart wurde, sondern auch der Vollzug eines Völkermords an den Deutschen.

In dieses Bild linker bzw. linksextremer Redaktionsstrategien paßt, daß in der Presseschau des DLF zwar das ehemalige Zentralorgan der SED-Linksdiktatur Neues Deutschland nach wie vor zitierfähig ist, nicht aber per Anweisung die JF, die sich entschieden sowohl gegen die Links- wie die Rechtsdiktatur wendet. Für die politisch-gesellschaftlichen Aufsichtsgremien ist all dies in ihrem offensichtlichen Tiefschlaf kein Thema.

Dr. Klaus Wippermann, Bonn

 

 

Zu: "Vertreibung ist ein Verbrechen", Interview mit Krisztián Ungváry, JF 30/05

Schuld der Westalliierten

Hinsichtlich der Mitverantwortung für die Vertreibung von 15 Millionen Deutschen muß festgestellt werden: Nachdem tschechische Exilpolitiker bereits 1938 im Londoner Exil die Vertreibung der Sudetendeutschen planten und polnische Politiker noch vor dem Zweiten Weltkrieg die Annexion großer Teile des Deutschen Reiches ostwärts der Oder nach einem Krieg vorbereiteten und die dort ansässige Bevölkerung zu "transferieren" gedachten, fanden diese Pläne bereits 1943 die Zustimmung von Moskau und Washington. Churchill erklärte am 14. Dezember 1944 vor dem britischen Unterhaus: "Was Rußland und Großbritannien angeht, so sind die Polen frei in ihrer Wahl, ihre Grenzen auf Kosten Deutschlands nach Westen auszudehnen. (Es wird) eine Umsiedlung mehrerer Millionen Menschen geben; die Deutschen werden vertrieben werden, ja, es wird eine Totalaustreibung der Deutschen aus den Gebieten stattfinden, die Polen im Westen und Norden erhalten soll." In wesentlich schärferer Form konkretisierte Churchill diese Pläne nach der Konferenz von Jalta in einer erneuten Rede vor dem britischen Parlament am 27. Februar 1945.

Von einer "widerwilligen" Inkaufnahme dieses Völkerrechtsverbrechens durch die Westalliierten kann deshalb nicht gesprochen werden. Sie sind sowohl in völkerrechtlichem Sinne als auch aus moralisch-politischen Gründen in gleichem Maße für dieses Jahrhundertverbrechen verantwortlich wie Stalin.

Alfred E. Zips, Neu Isenburg

 

 

Zu: "Jedes Land richtet sich nach seinen eigenen Überzeugungen", Interview mit Lech Kaczynski, JF 34/05

Barbarisches Gedenkverbot

Die Ausführungen des polnischen Präsidentschaftskandidaten zeigen, wie bedeutsam und dringlich es gerade auch zur Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen ist, die Vertreibung der Deutschen und deren historischen Hintergrund sine ira et studio im Geiste der Versöhnung zutreffend zu dokumentieren. Immerhin dürfte es sich in der europäischen Geschichte um einen historischen einmaligen Vorgang handeln, zumindest mit Blick auf die Anzahl der Vertriebenen und die Größe der "gesäuberten" Gebiete.

Orientiert man sich daran, wie die "Täterseite" in anderen Fällen mit den Opfern und deren Angehörigen und Nachkommen umgegangen ist und dem Gedenken an die toten Opfer, so steht natürlich im Vordergrund das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Hier haben die Nachkommen der Tätergeneration für die Opfer an zentraler Stelle der Hauptstadt eine Gedenkstätte errichtet. Das dürfte in der Welt ziemlich einmalig sein. Vor diesem Hintergrund den Deutschen und insbesondere auch den Vertriebenen unter den Deutschen verbieten zu wollen, ihrer Toten als Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung zu gedenken, ist geradezu barbarisch.

Man fragt sich, aus welchem Grunde ausgerechnet die Polen berufen sein sollen, den Deutschen vorzuschreiben, ob, wann, wo und wie sie ihrer Toten zu gedenken haben. Sie sollten sich die Ungarn zum Vorbild nehmen und den Vertriebenen eine symbolische Entschädigung anbieten.

Hasso von Wedel, Hamburg


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