© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/05 23. September 2005

Zeitschriftenkritik: Vers 1
Generation Benedikt
(JF)

Die religiöse Welle in den Vereinigten Staaten, deren Kraft auch die Politik bewegt, beruht nicht zuletzt auf einer offensiven christlichen Jugendarbeit. Die Werte der kommenden Generation werden so in dezidiert konservativer Art geprägt; sie bestimmten das geistig-moralische Klima der Zukunft. In Europa und Deutschland ist die Situation ganz anders. Die Kirchen sind schwach, überaltert und zudem oft links angehaucht. Dabei scheint es durchaus Sehnsucht junger Menschen nach Halt und fester Orientierung zu geben. Das Spektakel des Weltjugendtages belegt dies, wenn auch von einer massenhaften Hinwendung der Jugend zu Gott oder gar einer Re-Christianisierung auf breiter Front noch keine Rede sein kann.

Christlich-konservative Medien, die sich an die Jugend wenden, fehlen weitgehend. Die Macher von Vers 1 möchten diese Lücke stopfen. Chefredakteurin Birgit Kelle, selbst evangelisch, sieht eine "Generation Benedikt" im Kommen. Die erste Ausgabe von Vers 1 wurde Mitte August in einer Auflage von 150.000 Exemplaren vertrieben - ob das Startkapital der neugegründeten Camerlengo Medien GmbH ausreicht, bleibt abzuwarten. Das Projekt sucht dringend freie Autoren, Helfer und finanzielle Förderer.

Journalistisch jedenfalls braucht sich Vers 1 nicht zu verstecken. Auf 32 durchweg farbig bebilderten Seiten präsentiert sich das Blatt mit niveauvollen, wenn auch nicht übermäßig intellektuellen Artikeln. Das Verhältnis von Texten und Bildern ist angenehm, das Layout professionell. Vers 1 scheut dröge Kirchen-Interna und besinnliche Gutmenschenaufsätze, bringt statt dessen bunte Nachrichten aus Deutschland und der Welt. Die Kommentierung nimmt wenig Rücksicht auf Gebote der politischen Korrektheit.

Themen der ersten Nummer von Vers 1 sind der Weltjugendtag, die Verfolgung von Christen in islamischen Ländern, die Schönbohm-Debatte, Muslime in Deutschland, die Bundestagswahlen aus christlicher Perspektive und das Treiben der Homo-Lobby an Schulen.

Einen Schwerpunkt bilden Fragen der Bioethik und des Lebensschutzes. Dazu gibt es einen Meinungsbeitrag des CDU-Abgeordneten Hubert Hüppe, ein großes Interview mit der CDL-Vorsitzenden Mechthild Löhr sowie eine lesenswerte Reportage über eine charmante junge Hebamme aus Köln, die abtreibungswillige Frauen anspricht und ihnen hilft, ihre Kinder zu retten. Der Auslandsteil befaßt sich mit den Londoner Terroranschlägen, dem Protest der spanischen Kirche gegen den Kurs der regierenden Sozialisten sowie mit den Zielen der Regierung Bush. Mehrere Seiten sind Familienthemen und Kindern gewidmet; darüber hinaus gibt es eine Ethik-, eine Lebensart- sowie eine Wissens-Rubrik. Für einen Preis von nur 1,50 Euro pro Ausgabe bietet Vers 1 erstaunlich viel Lesestoff. Dem Projekt ist Erfolg zu wünschen.

Anschrift: Fischbachstraße 51-53, 50127 Bergheim. Das Jahresabo kostet 18 Euro. Internet: www.vers1.net 


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen