© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/05 30. September 2005

Volksporsche
von Bernd-Thomas Ramb

Die Porsche AG hat angekündigt, 20 Prozent der Aktien des VW-Konzerns übernehmen zu wollen. Damit wird Porsche zum größten VW-Aktionär, selbst das Land Niedersachsen besitzt nur 18 Prozent. Beide zusammen sind dann in der Lage, feindliche Übernahmeversuche - etwa durch die berühmt-berüchtigten "Hedge-Fonds" - abzuwehren. Zudem bleibt VW unter deutscher Kontrolle. Und war es nicht der Ingenieur Porsche, der den Volkswagen erfunden hat?

Soweit die guten Nachrichten. Es bleiben die schlechten und die Fragenzeichen. VW ist ein maroder Konzern, nicht nur, was die menschlichen Qualitäten des Führungspersonals anbelangt, auch wenn die entlarvten Spitzenmanager mittlerweile gefeuert wurden. Die Qualität der im Wolfsburger Stammhaus produzierten Autos hinkt den Schwesterwerken, vor allem denen im Ausland, hinterher. Zugekaufte Unternehmen wie Seat sind ebenso defizitär wie die Produktion der Volksprestigeautos Phaeton und Bentley. Porsche ist dagegen ein markteffizientes Vorzeigeunternehmen mit satten Renditen - das jetzt seine gesamten Liquiditätsreserven von drei Milliarden Euro auf die VW-Karte setzt - und verzockt? Der sensible Aktienmarkt reagiert entsprechend. Der Kurs von VW schießt in die Höhe, der von Porsche sackt dramatisch ab. Bleibt die Frage, wer genügend "Insider"-Wissen besaß, um diese plötzlichen Kursbewegungen für sich zu nutzen. Die Börsenaufsicht hat eine Überprüfung angeordnet. Bei dem verfilzten Ruf von Volkswagen ist das mehr als angebracht.


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