© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/05 30. September 2005

Franz Schönhuber
Der Kandidat
von Georg Dinter

Es waren nicht eben freundliche Worte, die die Republikaner zur Nachricht von der Erhebung ihres ehemaligen Vorsitzenden Franz Schönhuber zum Bundestagskandidaten der NPD im Wahlkreis 160 (Dresden 1) fanden. Da war von der Nominierung des "Volkssturms" die Rede und davon, daß die NPD auf "Gescheiterte aus anderen Parteien zurückgreifen" müsse. Schönhuber selbst erklärt sein Engagement mit seinem "Respekt" vor der am 7. September nach einem Hirnschlag verstorbenen NPD-Kandidatin Kerstin Lorenz, einer Ex-Republikanerin, der ihre ehemaligen Mitstreiter vorwerfen, die Partei "verraten" und an die NPD "verkauft" zu haben.

So kommt es, daß derselbe Mann, der noch vor gar nicht allzu langer Zeit die "Selbstauflösung der bestehenden Rechtsparteien" in Deutschland gefordert hat, weil diese "wie Mehltau über der bestehenden politischen Landschaft" lägen, nun für die radikalste unter ihnen antritt.

Bekannt wurde der 1923 im oberbayerischen Trostberg geborene Franz Schönhuber, als er 1981 nach Erscheinen seines Buches "Ich war dabei", in dem er seine Zeit als Soldat der Waffen-SS schilderte, von seinem Posten als stellvertretender Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens entfernt wurde. Daß er später einen Beleidigungsprozeß gegen einen Journalisten gewann und ihm das Gericht konzedierte, sich in seinem Buch deutlich vom NS-Regime distanziert zu haben, nützte ihm nichts mehr. 1983 wurde er Mitgründer der Partei Die Republikaner, ab 1985 war er ihr Vorsitzender. Doch ihr Aufstieg mündete bald in einem selbstzerfleischenden Kabale-und-Intrige-Spiel.

Dahinter soll Schönhuber, der 1995 nach seinem Sturz die Partei verließ, selbst gesteckt haben, so stellen es zumindest die Autoren des Büchleins "Franz Schönhuber. Wer ist dieser Mann? Weggefährten berichten" dar, das 1992 von Karl Richter, heute Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen, herausgegeben wurde.

Richter, ebenso wie der Herausgeber der nationalen Monatszeitschrift Nation&Europa Harald Neubauer ehemaliger Spitzenfunktionär der Republikaner, machen heute längst wieder gemeinsame Sache mit Schönhuber. Daher dürfte ihnen manches damals gefällte Urteil heftig in den Ohren klingen. Da konnte man zum Beispiel von dem "Bierzelt-Schreier" und "Egomanen" Schönhuber lesen, gar von der "Kanaille" und dem "Anti-Politiker". Neubauer, stellvertretend für andere geschaßte Republikaner, befand gar, man müsse aus den Erfahrungen mit Schönhuber lernen, nie wieder dürfe man einem "solchen Mann auf den Leim gehen".

Daß ein "solcher Mann", nun für die NPD antritt, für deren Parteizeitung Deutsche Stimme er inzwischen als Kolumnist zur Feder greift, belegt - mag dies von der Partei auch bejubelt werden -, vor allem die desolate personelle Verfassung, in der sich die "rechten Vereiniger" befinden.


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