© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/05 07. Oktober 2005

Bruderkampf
von Curd-Torsten Weick

In Österreich steht ein gewaltiger Linksruck vor der Tür", erklärte ein konsternierter BZÖ-Chef Jörg Haider und nannte es "schockierend", daß es zu den beiden Großparteien keine Alternativen gebe. Was dann auch dazu geführt habe, daß die Steirer gar die KPÖ wählten. Fürwahr. Die Wahl in der Steiermark endete in erster Linie für das Bündnis Zukunft Österreich (1, 7 Prozent) in einem Desaster. Die orangenen Träume einer ideologiefreien, dynamischen und erfolgreichen "FPÖ‑Neu" zerplatzten nun wie Seifenblasen. Doch war die Entwicklung letztlich absehbar. Das BZÖ hatte als bloßes Anhängsel der Regierungs-ÖVP von Anfang an jeglichen Anspruch verspielt, als eine eigenständige politische Kraft wahrgenommen zu werden. Nun spricht Haider von einem "Glaubwürdigkeitsproblem" und hat - warum nicht gleich so? - recht damit.

Der von der BZÖ-Abspaltung geschwächten "Alt"-FPÖ bringt Haiders treffende Analyse allerdings wenig. Auch sie verfehlte - wenn auch nur hauchdünn - den Einzug ins Grazer Parlament. Doch die Hoffnung stirbt bei der FPÖ zuletzt, und so setzen die Freiheitlichen all ihre Kraft und Zuversicht auf die Wahlen im Burgenland (9. Oktober) und Wien (23. Oktober). Im Burgenland tritt das BZÖ nicht an, und in Wien sind die Umfragewerte für Haiders Mannschaft niederschmetternd. Der unrühmliche "Bruderkampf" geht also in die nächste Runde. Die Frage ist nur, ob es der FPÖ gelingt, wieder als ernstzunehmende politische Alternative wahrgenommen zu werden. Der Weg ist steinig und viel Porzellan zerschlagen.


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