© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/05 14. Oktober 2005

Gedichte über Silberpappeln
Dem Vergessen entreißen: Eine Tagung zum Lebenswerk des Lyrikers Wilhelm Lehmann
Richard Stoltz

Der Eckernförder Gymnasiallehrer Wilhelm Lehmann (1882-1968) war nach 1933, obwohl NSDAP-Mitglied in der "Inneren Emigration", neben seinem 1941 verstorbenen Freund Oskar Loerke zweifelsohne der sprachmächtigste deutsche Lyriker. Zu öffentlichem Ansehen kam Lehmann aber erst in den fünfziger und frühen sechziger Jahren, seine Naturgedichte fanden sich damals in jedem Lesebuch. Verse, noch dazu über Silberpappel und Austernfischer, von einem Mann, der 1933 nicht ins Exil gegangen war - das wurde nach der Kulturrevolte von 1968ff. natürlich verfemt als apolitischer Eskapismus, Hinterwäldlertum nach Art der Heideggerschen "Holzwege" - Todtnauberg in Eckernförde. Seitdem hört man wenig über den Autor des "Bukolischen Tagebuchs" (1948) und diverser Gedichtsammlungen, von "Antwort des Schweigens" (1935) und "Der grüne Gott" (1942) bis "Abschiedslust" (1962) und "Sichtbare Zeit (1967).

Das soll sich mit der im Herbst vorigen Jahres gegründeten Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft (JF 52-53/04) ändern, die mit einer Tagung vom 21. bis 23. Oktober ihren Einstand gibt. Im Eckernförder Rathaus versammelt sich dann unter anderen mit Ludwig Harig, Harald Hartung, Doris Runge, Reinhard Tgahrt, Hans Dieter Schäfer und Uwe Pörksen viel literarische und germanistische Prominenz, um "der Stimme Wilhelm Lehmanns im geisteswissenschaftlichen Diskurs der Gegenwart Raum zu geben". Auch eine Wanderung in die für Lehmann so inspirierende Natur der Halbinsel Schwansen steht auf dem Programm.


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