© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/05 21. Oktober 2005

Meldungen

Vom Umbau des Völkerrechts

TÜBINGEN. Der in der Politikwissenschaft zum dominierenden Modethema avancierte "Kosmopolitismus" (JF 16/05) schlägt immer stärker auf den völkerrechtlichen Diskurs durch. Oliver Dörr wendet sich darum einem keineswegs mehr randständigen, früher gar als "utopistisch" belächelten Thema zu, wenn er seine Osnabrücker Antrittsvorlesung der "'Privatisierung' des Völkerrechts" widmet (Juristen-Zeitung, 19/05). In den neuesten Gedankenspielen der Spezialisten für das Internationale Recht soll Staaten nicht mehr das Monopol zukommen, alleinige Subjekte des Völkerrechts zu sein. Daneben erhalten Individuen und ihre "Menschenrechte" einen völkerrechtlich maßgebenden Status, der über das geltende "humanitäre Völkerrecht" hinausgeht, dessen Beachtung schon heute die Staatsfixierung der internationalen Beziehungen aufweiche. Daß Dörr damit nicht einem Menschenrechtsinterventionismus der USA das Wort redet, ergibt sich aus einer überraschenden Schlußwendung: Die Neuausrichtung des Völkerrechts werde "Konsequenzen" haben müssen in Zeiten, in denen der mächtigste Staat der Welt illegale Kriege führe, die Verbindlichkeit des Rechts leugne und individuelle Rechte nicht nur in Guantánamo mit Füßen trete.

 

Luxusstudium unter den Palmen von Hawaii

MÜNCHEN. Das JuS-Magazin (Juristische Schulung, Ausgabe 9-10/05) aus dem Hause C.H. Beck lockt mit dem Titel "Auslandserfahrung in den USA" sammeln. Alles, bis in die Niederungen der Krankenversicherung, über Studium, Stationen und Praktika erfährt, wer sich als deutscher Jungjurist ins Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten aufmacht. Exotik winkt zum Beispiel bei einem LL.M. Studium auf Hawaii, "zwischen Göttern und Vulkanen". Ellen Eichberg, die zwei Semester dort zubrachte, kommt aus dem Schwärmen über den "menschlichen Zusammenhalt" der Law School-Absolventen nicht heraus, preist die Insel als Paradies für Praxishungrige, denen Kanzleien und Gerichte offenstehen, und auch die vielen "gesellschaftlichen Veranstaltungen" seien nicht zu verachten. Das Kleingedruckte unter ihrem Aufsatz könnte deutschen Jurastudenten, die es ihr nachtun wollen, aber etwas den Spaß verderben: 21.888 US-Dollar sind für zwölf Monate fällig - außerhalb Hawaiis ist der LL.M. übrigens nicht viel billiger.

 

Erste Sätze

Der erste tiefe Eindruck aus meiner Kindheit: Ich lag im Gitterbett, beobachtete, wie am großen Glasfenster eine Heuschrecke, behaglich kauend, eine andere Heuschrecke auffraß, die sich nicht wehrte.

Alexander Stenbock-Fermor: Der rote Graf. Baltischer Aristokrat - Weißgardist - Bergarbeiter - Widerstandskämpfer - Schriftsteller, Ost-Berlin 1973


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