© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/05 21. Oktober 2005

Frisch gepresst

US-Kriegspropaganda. Unter dem schlagkräftigen Titel "Die Kriegsverkäufer" hat der Journalist und Bochumer Dozent Andreas Elter eine "Geschichte der US-Propaganda 1917-2005" vorgelegt (Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 2005, 369 Seiten, broschiert, 13 Euro). Seinen Schwerpunkt findet das Werk klar in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Daher verliert Elter kaum ein Wort über Roosevelts Bemühungen, die USA in den Zweiten Weltkrieg zu manövrieren: der Präsident habe die "Neuausrichtung" der Washingtoner Politik "mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung erst einmal sehr vorsichtig vorantreiben müssen". Daß Roosevelt über Japans Absicht, Pearl Harbor anzugreifen, mehr wußte, hält Elter immerhin, gestützt auf die Forschungen von Robert Stinnet, für realistisch. Ein Geschenk für die US-Propaganda sei der Angriff auf jeden Fall gewesen. Und daß dieses Strickmuster einer "Bedrohung Amerikas" allen propagandistischen, "presselenkenden", öffentliche Meinung manipulierenden Legitimationen des US-Kriegsengagements von Korea, Vietnam bis zu Afghanistan und Irak zugrunde liegt, weist Elter materialreich nach - drastische Wertungen nicht scheuend, wenn ein Kapitel titelt: "Im Bett mit dem Pentagon: Das System der 'embedded reporters'".

 

Französische Besatzung. Admiral Hans-Georg von Friedeburg wird nachgesagt, er habe verwundert die Anwesenheit der französischen Delegation in Berlin-Karlshorst am 8. Mai 1945 moniert. Alle habe man erwartet, aber was machten, bitte schön, die Franzosen hier - wenigstens die habe man doch besiegt, soll er geraunt haben. Daß diese kleinste Besatzungsmacht spätestens ab 1945 ihr Statut um so strenger durchsetzte, zeigt nicht zuletzt die gewissenhafte Zusammenstellung des Journalisten Volker Koop. Nicht erst die Gewaltexzesse beim Einmarsch im Schwarzwald 1945 gaben einen Vorgeschmack darauf, wie rücksichtslos die Franzosen ihre Interessen - dazu zählt Koop besonders die Einverleibung des Saarlandes - umzusetzen gedachten (Besetzt. Französische Besatzungspolitik in Deutschland. Be.bra Verlag, Berlin 2005, 352 Seiten, gebunden, Abbildungen, 24,90 Euro).

 

Kosaken. Das Drama um die unter deutschem Kommando (von Pannwitz) kämpfenden Kosaken und ihre in Jalta ausgehandelte Auslieferung an die Rote Armee nach Kapitulation gegenüber den Briten wurde oft beleuchtet - von Nikolai Tolstoi (1987) oder zuletzt von Werner H. Krause (2003). Nun liefert der interdisziplinäre Überblick der österreichischen Wissenschaftler Harald Stadler, Martin Kofler, Karl Berger aus Archäologie, Volkskunde und Zeitgeschichte neue Erkenntnisse zur Tragödie dieser 25.000 Männer, Frauen und Kinder (Flucht in die Hoffnungslosigkeit. Kosaken in Osttirol. Studien Verlag, Innsbruck 2005, 64 Seiten, broschiert, Abbildungen, 9,50 Euro).


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