© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/05 28. Oktober 2005

Meldungen

Schüssel kritisiert EU-Dienstleistungsrichtlinie

BRÜSSEL/WIEN. Der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hat einen neuen Entwurf für die zunächste verschobene EU-Dienstleistungsrichtlinie gefordert. Durch die "über 1.000 Änderungsanträge" im EU-Parlament sei die Situation "zu unübersichtlich" geworden, erklärte der ÖVP-Chef letzten Montag beim Sozialpartnergipfel in London. Die EU-Kommission solle dabei "besser auf Ängste" eingehen. Es solle gewährleistet werden, daß es zu "keinem Sozialdumping" kommt. Die Daseinsvorsorge müsse herausgenommen werden. Der Generalsekretär des Dachverbandes europäischer Gewerkschaften (ETUC), John Monks, erklärte, der österreichische Kanzler habe "viel Unterstützung von den Gewerkschaften dafür erhalten. Die Arbeitgeberorganisationen unterstützen eine solche Idee jedoch weniger".

 

Muslime griffen koptische Kirchen an

ALEXANDRIA. In Ägypten ist es letzte Woche zu den schwersten religiös motivierten Ausschreitungen seit fünf Jahren gekommen. Mehrere Tausende Muslime stürmten nach dem Freitagsgebet durch ein christliches Viertel von Alexandria und griffen sechs Kirchen an. Als die Polizei die Menge zurückdrängten wollte, wurden zwei Beamte und zwei Angreifer getötet. Es gab 90 Verletzte, etwa 100 Personen wurden festgenommen. Auslöser der Unruhen war ein Theaterstück, daß schon 2003 in einer der Kirchen aufgeführt worden war. Darin konvertierte ein junger Christ zum Islam, um sich dann wieder enttäuscht von seiner neuen Religion abzuwenden. Eine DVD mit dem Stück wird seit einiger Zeit verteilt. Das Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen, Schenuda III., sowie der ägyptische Großscheich al Aschar Mohammed Sajjed Tantaui forderten "jeden auf, Ruhe zu bewahren, damit wir die Gnade des Friedens, der Sicherheit und Zuneigung unter uns verbreiten können". Zirka neun Prozent der etwa 70 Millionen Einwohner des Landes sind Christen.

 

Warnung vor Wettlauf um Atomwaffen

LONDON/TEHERAN. Sollte der Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangen, könnte dies einen regionalen Wettlauf auslösen. Die Türkei und Saudi-Arabien gehörten zu den Staaten, die dann "ihre eigenen Optionen" auf Nuklearwaffen überdenken würden, warnte der Direktor des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS), John Chipman, letzten Dienstag in London. Das IISS präsentierte dort die Jahresstudie "The Military Balance 2005/2006" über die Stärke der Armeen der Welt. Nach Einschätzung der IISS-Forscher ist es derzeit "unwahrscheinlich", daß die diplomatischen Bemühungen der EU zum Atomprogramm des Iran den gewünschten Erfolg bringen werden. Großbritannien, Frankreich und Deutschland versuchen, Teheran davon abzubringen, ein möglicherweise auch militärisch nutzbares Urananreicherungsprogramm voranzutreiben.


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