© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/05 04. November 2005

Meldungen

Erste Gedenktafel für Armenier in Breslau

BRESLAU. Im Seitenschiff der katholischen Wojciech-Kirche in Breslau ist eine Gedenktafel für die "1,5 Millionen für ihren Glauben an Jesus Christus ermordeten Armenier" angebracht worden. An der Einweihung letzten Sonntag nahm auch der Breslauer Erzbischof Marian Golebiewski teil. Die Armenier hätten vor 90 Jahren einen "wahrhaften Holocaust" erlebt, sagte der Erzbischof in seiner Predigt. Eine Fotoausstellung über die zwischen 1915 und 1917 im Osmanischen Reich umgekommenen Armenier ließ die Stadtverwaltung hingegen wieder abmontieren. "Wir konnten nicht zulassen, daß solche drastischen Bilder in der Öffentlichkeit dargestellt und so auch Kindern zugänglich gemacht werden", erklärte der Leiter des Breslauer Kulturamtes, Jaroslaw Broda. Die armenische Gemeinde in Breslau vermutet hingegen eine Intervention der türkischen Botschaft in Warschau. "Die Türkei gibt den Völkermord bis heute nicht zu und versucht, das Thema auch in Polen zu vertuschen", meinte Tadeusz Isakowicz-Zaleski, oberster armenischer Geistlicher. Seit 1945 beherbergt Breslau die größte armenische Gemeinde Polens.

 

Neue Forderungen aus Namibia an Berlin

WINDHUK. Bei einer Gedenkfeier zum 100. Todestag des Nama-Stammeshäuptlings Hendrik Witbooi hat Namibia weitere Reparationen gefordert. "Ich ermutige die deutsche Regierung zur freundschaftlichen und dauerhaften Lösung der nicht gelösten Fragen der Kolonialherrschaft", erklärte Parlamentspräsident Theo-Ben Gurirab letzten Samstag. Er erwarte, daß die "erlittenen Verluste" kompensiert würden. Bei der Zeremonie im 360 Kilometer südlich von Windhuk gelegenen Gibeon nannte der deutsche Botschafter Wolfgang Massing Witbooi einen "mutigem und visionärem Führer". Dessen Traum von der Freiheit von Unterdrückung sei 1990 mit der Unabhängigkeit seines Landes wahr geworden. Witbooi fiel am 29. Oktober 1905 während des Nama-Aufstands. Auch die Herero fordern weiterhin finanzielle Wiedergutmachung von Berlin.

 

Japan will Todesstrafen nicht mehr vollstrecken

TOKIO. Der neue japanische Justizminister Seiken Sugiura will die Todesstrafe aussetzen. Wegen seiner persönlichen Überzeugung werde er keine Vollstreckungsanordnungen unterschreiben, erklärte der frühere Vizeaußenminister letzten Montag nach seiner Ernennung durch Premier Junichiro Koizumi. Schon von November 1989 bis März 1993 war in Japan die Todesstrafe ausgesetzt, als die damaligen Justizminister ebenfalls ihre Unterschrift unter die Hinrichtungsurteile verweigerten. Diese ist laut Gesetz aber vorgeschrieben. In der Regel gibt das Ministerium nicht bekannt, wer hingerichtet wurde. 2004 wurde nur ein Todesurteil vollstreckt. 81 Prozent der Japaner befürworteten laut in einer Meinungsumfrage vom Februar 2005 weiterhin die Todestrafe.


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