© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/05 04. November 2005

Erbprinzen der Macht
Frank Schirrmacher & Mathias Döpfner: Nachdem ihnen alles in den Schoß gefallen ist, schwadronieren sie übers Auswandern
Andreas Wild

Ärger und Frust breiten sich aus unter vielen ehrgeizigen Medien-Debütanten, nachdem die medialen Großmanager Mathias Döpfner (Springer-Vorstand) und Frank Schirrmacher (FAZ-Mitherausgeber) verlautbart haben, sie würden angesichts der hoffnungslosen Zustände in Deutschland sofort auswandern, wenn sie nur jünger wären und nicht so verantwortungsvolle "Aufgaben" in Deutschland wahrnehmen müßten.

In der taz meldete sich jetzt Christian Kortmann (31) zu Wort, hoffnungsvoller Jungautor und "Themenentwickler" aus München. "Nimmt man Döpfner und Schirrmacher", schreibt er, "als die intimen Kenner der Macht und gesellschaftlichen Durchblicker ernst, als die sie sich inszenieren, muß man ihren Befund als indirekten Rat verstehen, so schnell wie möglich die Koffer zu packen und den Mietvertrag zu kündigen." Aber wie könne so etwas sein? Wollten sich D. & S. etwa rechtzeitig mögliche Konkurrenz vom Leibe schaffen?

So gewaltig, so Kortmann weiter, seien ihre Verdienste ja nun auch nicht. Beide seien vielmehr in entscheidenden Phasen "protegiert" worden, S. von Joachim Fest, D. von Friede Springer. Sie seien "systemimmanente Erbprinzen der Macht" gewesen. "Wenn das System so kaputt ist, wie beide behaupten, warum hat es dann ausgerechnet sie an die Spitze gebracht?"

Die Frage stellen heißt, sie negativ zu beantworten. Im hiesigen System muß man frühzeitig lernen, in welche Löcher man zu kriechen hat, um an schöne "Aufgaben" (sprich: Pöstchen) heranzukommen. Dann hat man es auch nicht nötig, als Tellerwäscher im amerikanischen Mittelwesten oder als Tageszeitungsgründer in Sibirien sein Glück zu versuchen.

Merke: Junge Leute, die was schaffen wollen, sollten nicht auf den Rat von Erbprinzen hören, denen alles von selber in den Schoß fällt.


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