© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/05 04. November 2005

Frisch gepresst

Polens Ostpolitik. Das Mißtrauen sitzt immer noch tief. Nicht erst der deutsch-russische Vertrag über die Erdgasleitung durch die Ostsee dokumentiert, daß man in Warschau die Politik des Kremls für noch unberechenbarer als jene des deutschen Nachbarn hält. Um dieses "spannungsreiche Verhältnis" Polens zum "Osten" näher zu entschlüsseln, leistet das von Dieter Bingen vom Deutschen Polen-Institut in Darmstadt herausgegebene Aufsatzwerk gute Dienste. Neben einigen zeitgenössischen Beiträgern finden auch Politiker und Wissenschaftler aus der Zwischenkriegszeit Berücksichtigung, die nicht nur im Falle des nationalistischen Ideologen Roman Dmowski eine weniger seriöse als nationalpolnische Geschichtsbetrachtung offenbaren. Doch gerade diese Auswahl macht deutlich - und deshalb ist das Werk auch so wertvoll -, daß die Sicht auf das jahrhundertelang von Konflikten geprägte polnisch-russische Verhältnis bis heute wenig Brüche aufweist. Nicht erst die Auswirkungen des Hitler-Stalin-Paktes mit der Vertreibung der Polen aus den Gebieten um Lemberg und Wilna, sondern auch weit in die Frühe Neuzeit reichende Ereignisse haben die Trennung des im polnischen Verständnis lateinischen Westens vom byzantinischen Osten ausgedrückt. Übrigens auch im Verständnis der Russen, die dieses aktuell mit der von Putin unterstützten Geste demonstrieren, das Datum des Aufstandes gegen die polnischen Besatzer in Moskau von 1612 zum russischen Nationalfeiertag zu erklären (Polen und der Osten. Texte zu einem spannungsreichen Verhältnis. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, 533 Seiten, gebunden, 38 Euro).

 

Entwicklungsgeschichte. Nur wenige Themen zaubern derart schnell eine politisch korrekte Schamesröte ins Gesicht wie die anthropologische Forschung über "Populationen", den heutigen wissenschaftlichen Terminus von Rasse. Daß diese Forschung keineswegs nur für eine rassistische, das heißt barbarische Qualifizierung verschiedener Menschentypen in Wert und Unwert steht, beweist der Psychologe John Philippe Rushton in seiner auf Hunderten Studien fußenden Arbeit über die evolutionsbedingten Unterschiede zwischen den "großen Rassegruppen" der Asiaten, Europäer, Kaukasier und Afrikaner. Nicht erst durch die von der medizinischen Forschung angestoßenen Erkenntnis, die in den USA spezielle Medikamente für Afro-Amerikaner auf den Markt brachte, wurde offenbar, daß die Unterschiede zwischen Europiden, Mongoliden und Negriden nicht nur auf die äußere Optik beschränkt sind. Rushton weist auf diese, wie er meint, nicht nur auf Umwelteinflüsse und das dadurch beeinflußte Reproduktionsverhalten zurückzuführenden Unterschiede hin. Er wagt sich sogar so weit in das PC-Minenfeld vor, indem er Phänomene wie Intelligenz und Sozialverhalten aus verschiedener evolutionärer Entwicklung abzuleiten versucht (Rasse, Evolution und Verhalten. Eine Theorie der Entwicklungsgeschichte. Ares Verlag, Graz 2005, 416 Seiten, gebunden, 34,90 Euro).


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