© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/05 18. November 2005

Meldungen

Türkische Gemeinde fordert Aktionsplan

Berlin. Die Türkische Gemeinde in Deutschland hat angesichts der Unruhen in Frankreich die Bundesregierung aufgefordert, ihre Maßnahmen zur Integration von ausländischen Jugendlichen zu verstärken. Die Organisation legte in der vergangenen Woche einen Vier-Punkte-Plan vor, in dem unter anderem gefordert wird, mehr Lehrer mit "Migrationshintergrund" einzustellen und Ganztagsschulen mit "interkultureller Kompetenz" einzurichten. Zudem müsse die Förderung der Muttersprache vorangetrieben werden. An die Wirtschaft appelliert die Organisation, 10.000 Ausbildungsplätze speziell für jugendliche Ausländer zu schaffen. Im Öffentlichen Dienst müsse außerdem bei Einstellungen eine Zehn-Prozent-Quote für Ausländer eingeführt werden.

 

Deutsche Jugendliche häufiger Opfer als Täter

Hamburg. An gewalttätigen Auseinandersetzungen unter Jugendlichen in Deutschland sind immer häufiger Angehörige unterschiedlicher ethnischer Gruppen beteiligt. Einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN) zufolge prallen in westdeutschen Städten wie München oder Dortmund bei über 60 Prozent der Fälle von Jugendgewalt die Mitglieder verschiedener ethnischer Gruppen aufeinander. "Nur noch bei etwa einem Fünftel aller im Dunkelfeld registrierten Gewaltdelikte sind allein Deutsche beteiligt", schreibt der Leiter des KFN, Christian Pfeiffer, in einem Beitrag für die Wochenzeitung Die Zeit. Wenn junge Deutsche Opfer von Gewalt werden, seien zwei Drittel der Täter ausländische Jugendliche und nur ein Drittel deutsch. Bei Angriffen auf junge Ausländer sind die Täter Pfeiffer zufolge "meist junge Migranten".

 

Berlin bürgerte 126.896 Ausländer ein

BERLIN. Der Berliner Stadtteil Wedding hat mit 33,2 Prozent den höchsten Ausländeranteil in der Hauptstadt. Kreuzberg, das bis 2003 die Statistik angeführt hatte, belegt mit 31,7 Prozent Platz zwei, gefolgt von Tiergarten mit 29,7 Prozent. In den östlichen Stadtbezirken Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick lag der Ausländeranteil dagegen bei 3,3 Prozent teilte das Statistische Landesamt mit. Von den 3,4 Millionen Berliner Einwohnern hatten im Juni 2005 453.997 (13,6 Prozent) einen ausländischen Paß, 119.124 davon waren EU-Bürger, 117.624 stammten aus der Türkei, 66.485 aus Asien, 23.044 aus Amerika und 17.547 aus Afrika. Seit 1991 wurden 126.896 Ausländer in Berlin eingebürgert, der größte Anteil davon stammte aus der Türkei.

 

Schily: Einwanderer müssen sich einfügen

Nürnberg. Der scheidende Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat Ausländer, die in Deutschland leben wollen, dazu aufgefordert, sich in die deutsche Rechts- und Gesellschaftsordnung einzufügen. "Denn Zuwanderung kann auf Dauer nur gelingen, wenn die Menschen sich als Teil unserer Gesellschaft fühlen und wenn sie auch von der Gesellschaft nicht als Fremdkörper empfunden werden", sagte Schily in der vergangenen Woche in Nürnberg. Nur wer Deutsch lerne und eine gute Ausbildung absolviere, könne sich langfristig auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft behaupten.

 

Blick voraus

18. und 19. November: Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Bonn

22. November: Der Bundestag in Berlin tritt zur Wahl der Bundeskanzlerin zusammen. Anschließend ist die Vereidigung des Kabinetts geplant

26. November: Landesparteitag der SPD in Berlin


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