© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/05 25. November 2005

Meldungen

Kritik an staatlicher Entwicklungshilfe

SOLOTHURN. "Mehr Entwicklungshilfe bedeutet in der Praxis oft mehr Bürokratie und Korruption, und davon haben die Entwicklungsländer schon genug", warnte Mathias Binswanger von der Fachhochschule Solothurn in der Zürcher Weltwoche. "Da kein anderer Geldstrom so kontinuierlich fließt wie die Entwicklungshilfe, stellt diese eine für viele Regime unentbehrliche Geldquelle zur Auffüllung der eigenen Konten dar", so Umweltökonom Binswanger. Die ärmsten Länder seien leider auch die korruptesten. Auch bei den Hilfsorganisationen werde "immer mehr konzipiert, geschrieben, gereist, sondiert und evaluiert". Am schlimmsten sei das bei Großorganisationen wie der Uno und ihren Unterorganisationen, wo ein "vornehmlich aus Entwicklungsländern stammendes Beamtenheer von 18.000 Personen dafür sorgt, daß der größte Teil der Uno-Gelder für ihre Löhne und Spesen verwendet wird", so Binswanger. Es sei sinnvoller, sich auf bilaterale und überschaubare Projekte in der Gesundheitsvorsorge und Bildung zu konzentrieren. Es sollten Mindestprozentsätze für den Anteil des Geldes festgelegt werden, der bei den Adressaten ankommen müsse, forderte Binswanger.

 

Russisch-türkische Gasleitung eingeweiht

SAMSUN. Drei Jahre nach Inbetriebnahme wurde letzte Woche die Gasleitung "Blauer Strom" zwischen Rußland und der Türkei in Anwesenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin, des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan und seines italienischen Amtskollegen Silvio Berlusconi feierlich eingeweiht. Die Pipeline, die das Schwarze Meer unterquert und vom russischen Dschugba ins türkische Samsun verläuft, hat 3,4 Milliarden Dollar gekostet. Sie ist eine Gemeinschaftsproduktion der russischen Gasprom, des türkischen Botas- und des italienischen Eni-Konzerns. Die Pipeline soll 2010 die projektierte Kapazität von 16 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr erreichen. Erdogan zeigte sich sichtlich zufrieden: Die Türkei wolle zu einer Drehscheibe für Energielieferungen zwischen Ost und West, Nord und Süd werden, erklärte er und erinnerte an die BTC-Pipeline, die Öl vom Kaspischen Meer ins türkische Ceyhan liefert und im Mai den Betrieb aufnahm.

 

Türkischer Premier ohne Pressekonferenz

KOPENHAGEN. Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan hat letzte Woche bei seinem Staatsbesuch in Dänemark für einen Eklat gesorgt. Weil bei der gemeinsamen Pressekonferenz auch eine Journalistin des kurdischen Fernsehsenders RojTV anwesend war, verlangte Erdogan deren Entfernung. Sie stamme aus dem "terroristischen Umfeld der PKK". Der dänische Regierungschef Anders Fogh Rasmussen verweigerte sich aber diesem Wunsch: Die Kurdin Sinem Güneser durfte bleiben. Wegen der Pressefreiheit werde er keine Journalisten nach eigenem Ermessen ausschließen, meinte der Rechtsliberale: "Wir haben es hier mit einer Angelegenheit zu tun, zu der wir wirklich fundamental unterschiedliche Auffassungen haben." Erdogan reiste daraufhin sofort ab.

 

Mehr EU-Hilfe gegen illegale Einwanderer

RABAT. Marokko hat die EU um mehr Hilfe bei der Abwehr illegaler Einwanderer gebeten. Die Bemühungen um einen Stopp der Zuwanderer auf dem Weg nach Europa seien kostspielig, sagte Vizeaußenminister Taib Fassi Fihri letzten Dienstag in Brüssel. Die Entscheidung, Tausende Afrikaner, die über die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla in die EU gelangen wollten, zurückzuschicken, habe 80 Millionen Euro gekostet. Marokko warte nach wie vor auf die Auszahlung von 40 Millionen Euro, die die EU für eine Stärkung der Grenzkontrollen in Aussicht gestellt hatte.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen