© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/05 25. November 2005

Neulich im Internet
Weltherrschaft
Erol Stern

Irgendwie hat die Vorstellung vom Internet als vermeintlich anarchistischem Kommunikationsnetz einen gewissen Charme, wenngleich dieser - angesichts eines ehemals rein militärischen Mediums - von vornherein ein leicht naiver Makel anhaftete. Hacker und Datenschützer hingegen, die seit Jahren die pseudo-liberalen Strukturen und Überwachungsmechanismen wie Echelon oder Carnivore kritisieren, werden als paranoide Phantasten belächelt. Doch der dieser Tage veranstaltete WSIS 2005 (Weltgipfel der Informationsgesellschaft) drehte sich hauptsächlich um Verhandlungen der USA und ihrer Weltherrschaft im Internet gegen die Ansprüche der UN. Denn die mit dem US-Handelsministerium verbandelte ICANN kontrolliert die Vergabe von Internetadressen und -domänen. Selbst die Root-Server könnten amerikanische Behörden im Bedarfsfall abschalten, um so "Schurkenstaaten" kommunikativ den sprichwörtlichen Stecker zu ziehen. Das eigentliche Ziel, die Überbrückung der Informationskluft zwischen reichen und armen Nationen, rückte beim WSIS ebenso in den Hintergrund wie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für den Machtkampf, beanstandet Euer EROL STERN


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