© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/05 09. Dezember 2005

Meldungen

Reichstagsbrand zur Wiedervorlage

MÜNCHEN. Zu den - im wahr-sten Sinne des Wortes - Dauerbrennern zeithistorischer Kontroversen zählt die Frage, ob der holländische Kommunist Marinus van der Lubbe am 28. Februar 1933 überhaupt in der Lage war, das weitläufige Reichstagsgebäude allein anzuzünden, oder ob der Tathergang nicht vielmehr auf einen Trupp pyrotechnisch versierter Fachleute verweist, der aufgrund der politischen Konstellation jener Tage vermutlich im NS-Auftrag unterwegs war. Nach leidenschaftlichen, mit persönlich Verunglimpfungen gewürzten Fehden schienen in den letzten Jahren die von Hans Mommsen und Fritz Tobias geführten, vom Spiegel unterstützten Verfechter der These von van der Lubbes Alleintäterschaft die Oberhand gewonnen zu haben. Um so überraschender ist, wenn Hersch Fischler nun auf Wiedervorlage der Akten drängt (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 4/05). Fischler weckt Zweifel an der Rekonstruktion des Zeitplans durch Alfred Berndt, der belegen wollte, zwischen Einbruch und Ausbruch des Brandes sei ausreichend Zeit vergangen, so daß van der Lubbe den Brand an mehreren Stellen legen konnte. Fischler meint in diesen Berechnungen grobe Fehler entdeckt zu haben und weist darauf hin, daß Berndt weder der vom Spiegel 1975 so präsentierte "Brand- und Feuerwehrexperte" noch "Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte" gewesen sei.

 

Die Osterinsel als Modell für den globalen Ökozid

WEINHEIM. Der Geograph Jared Diamond, Professor an der Universität von Kalifornien in Los Angeles, ist eine Art US-amerikanischer Hoimar von Dithfurth. Seine Fähigkeit, naturwissenschaftlich komplexe Sachverhalte zu popularisieren, hat ihm ansehnliche Bucherfolge und 1998 sogar den Pulitzer-Preis eingetragen. Sein neuer Bestseller "Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen" ist vor kurzem in deutscher Übersetzung erschienen. Diamond verficht darin die in einem Gespräch mit Psychologie heute (12/05) akzentuierte These, daß die Menschheit dabei sei, es den Ureinwohnern der Osterinsel nach-zutun. Die hätten im 16. Jahrhundert begonnen, ökologischen Selbstmord zu begehen. Zur Produktion ihrer berühmten Steinstatuen fällten sie den gesamten Baumbestand der Insel. Mit der Konsequenz, daß Bodenerosion, sinkende Ernteerträge und Clankämpfe samt Kannibalismus die Population von einst 15.000 auf heute 3.700 dezimierten. Nach diesem Schema werde sich die globale Zukunft gestalten, wenn sich am unterentwickelten, auf den "Ökozid" zusteuernden Umweltbewußtsein nichts ändere.

 

Erste Sätze

Über der Jugend Rudolf Hayms liegt das letzte Mondlicht des Jahrhunderts der Aufklärung.

Hans Rosenberg (Hrsg.): Ausgewählter Briefwechsel Rudolf Hayms, Berlin/ Leipzig 1941


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