© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/05 09. Dezember 2005

Leserbriefe

Zu: "Gestörter Schulfrieden" von Georg Pfeiffer, JF 49/05

Opfersicht auf die Kollektivschuld

Es hat mich berührt, daß Nachkriegsgeborene versuchen, dem Unternehmer Beisheim (geb. 1924) am Zeuge zu flicken, weil er der Waffen-SS angehört hat. Ich selbst (geb. 1925) habe ihr auch angehört und weiß darum, daß sich in der Waffen-SS ein großer Teil der damaligen Elite unseres Vaterlandes zusammengefunden hatte, überzeugt und willens, in ihren Reihen das Vaterland zu verteidigen und Volk und Führer zu dienen. Der Brite Michael Reynolds schrieb über sie, daß sie bemerkenswerte Soldaten gewesen seien, dergleichen man wohl nie wiedersehen werde.

Mir fehlt in der unendlichen Literatur über tatsächliche oder herbeifabulierte Schuld die Beschäftigung mit der Jugend im "Dritten Reich", denn wer sich in das vertieft, was sie als Soldaten schriftlich von sich gaben und was sie leisteten, weiß, daß sie nicht angetreten waren, um Kriege zu beginnen oder Menschen umzubringen, sondern daß sie davon überzeugt waren, für ihr Vaterland, für Volk und Führer ihr Leben einsetzen zu müssen.

Nach dem Filmflop und Ärgernis "Napola, Elite für den Führer" habe ich vier Schulchroniken mit den Berichten über die eingerückten Napola-Schüler und den Briefen von ihnen durchgearbeitet. Bei dieser Lektüre war ich oft den Tränen nahe. So litt und starb die deutsche Jugend mit einem Opfermut, der heute nicht mehr verstanden werden kann, aber doch seine Wurzeln und Gründe hatte, die es zu erfahren gilt. Warum zum Beispiel habe ich nach zwei Verwundungen die Einweisungen in den Lazarettzug zerrissen und bin bei meiner Einheit geblieben (ein Beispiel für sehr viele), warum drängte es die verwundeten Freunde immer neu an die Front, auch noch nach der zweiten, dritten oder vierten Verwundung? Die Briefe derer zu lesen, von deren Tod man später erfährt, ist für einen mitfühlenden Menschen kaum auszuhalten. Sie waren Opfer ihrer Zeit, von der wir heute nur immer eine Seite sehen oder präsentiert bekommen.

Dieter Pfeiffer, Berlin

 

 

Zur Meldung: "Hohmann-Unterstützer erhalten Verweis", JF 48/05

Meine Solidarität ist ungebrochen

Der Artikel bedarf einer Ergänzung wie folgt: Es trifft zu, daß ich als CDU-Mitglied (seit 49 Jahren, davon 29 Jahre aktiv in der Kommunalpolitik) aus partei- und wahltaktischen Gründen "nur" einen Verweis vom Kreisverband Fulda erhalten habe.

Aus Selbstachtungsgründen hatte ich aber bereits seit Dezember 2003 den Antrag auf Ausschluß aus der Partei beantragt, sofern dem Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann nicht Gerechtigkeit und Rehabilitierung oder zumindest ein Gnadenerweis zugestanden wird. Weder von dem Kreisvorstand noch von dem Landesvorstand und dem Bundesvorstand erhielt ich auf meine mehrfach begründeten Ausschlußanträge seit 2003 eine entsprechende Antwort. Meine Solidarität mit dem gnadenlos behandelten Abgeordneten Hohmann ist auch heute ungebrochen; denn ich verabscheue jegliches Diktat, ob von den Medien, von Organisationen, Personen oder Parteien, die allesamt zur Verurteilung Hohmanns beigetragen haben.

Gerhard Noll, Fulda

 

 

Zu: "Im Alter mehr als soziale Kompetenz", von Friedrich-Thorsten Müller, JF 48/05

Radikales Umdenken gefordert

In ihrem Beitrag stellen Sie das unterschätzte Potential der über 50jährigen sehr deutlich dar. Der Inhalt betrifft mich ganz persönlich. Auch ich wurde mit 53 in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Dies alleine ist nach 33jähriger Dienstzeit schon schlimm genug. Schlimmer aber die herben Enttäuschungen, die danach kamen. Wie so viele wollte ich nicht zum "Alten Eisen" gehören und sehnte mich nach einer neuen Aufgabe. Jedoch bekam ich alle meine Bewerbungen mit freundlichen Absagen zurückgesandt. Da stellt sich die Frage, ob es sich eine Wirtschaft leisten kann, auf Kompetenz, jahrzehntelange Berufserfahrung, überdurchschnittliches Engagement usw. zu verzichten. Ist hier nicht ein radikales Umdenken gefordert? 

Norbert Weisbrod, Jülich

 

 

Zu: "Weltniveau" von Dieter Stein, JF 48/05

Unverdienter Zapfenstreich

Man kann nur staunen über die Unverfrorenheit des Ex-Kanzlers Schröder, der es sich gefallen ließ, von seinem Amt durch die Bundeswehr mit "großem Zapfenstreich" verabschiedet zu werden - wenn einer das nicht verdient hatte, dann war er es! Und mit ihm seine unrühmliche linke Partei. Schröder, der zu feige war, letztes Jahr bei der großen Feier in der Normandie auch nur einen Kranz für die 19.000 gefallenen deutsche Soldaten auf dem Kriegsfriedhof von La Cambe niederzulegen, dann aber plärrend am Busen vom Chirac von "deutschen Verbrechen" schwafelte (zufällig gab es, während der enormen zweimonatigen Schlacht in der Normandie 1944 fast gar keine, und wer die zigtausend französischen Zivilisten und nebenbei sämtliche Städte zu Tode bombardierte, das waren die Alliierten ...).

Thomas Schroeder, Lautrec / Tarn, Frankreich

 

 

Zu: "Dr. M. und das Canisius-Kolleg" von Thorsten Thaler, JF 48/05

Erbärmlicher frommer Pater

Der fromme Pater Klaus Mertes scheint mir ein erbärmlicher Theologe zu sein, bar jeder Ahnung, daß Jesus Christus auch für gegenwärtige und ehemalige Republikaner gestorben ist, nicht gegen sie. Offenbar ist er aber auch ein scheinheiliger Tropf, der salbungsvoll schwadroniert, er habe "realisiert", daß Dr. Motschmann vor Jahren einmal Mitglied der Republikaner gewesen sei. Wäre der fromme Pater redlich gewesen, dann hätte er geschrieben: "Sie, Herr Dr. Motschmann, sind bei mir als ehemaliges Mitglied der Republikaner denunziert worden, und ich habe mich dem Druck dieser Denunziation gebeugt bzw. beugen müssen."

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

 

Zu: "Erste Sätze", JF 48/05

Keine Frage des Glückes

Hans Prutz irrte: Es gibt im Leben der Völker durchaus nicht Glück oder Unglück, nur Fügung.

Horst Freiherr von Luttitz, Niederaltenburg

 

 

Zu: "Am Anfang steht - nichts" von Thorsten Hinz, JF 47/05

1,5 Billionen Euro Schulden

Es ist beschämend und grotesk zugleich, daß sich die Koalitionäre fast ausschließlich mit der Beschaffung von Geld zum Stopfen von Haushaltslöchern befassen. Politisch korrekt verhält sich, wer der Propaganda-Lüge folgt und die Schuld an der Haushaltsmisere den "maroden Sozialsystemen" anlastet und deren "Umbau" anmahnt. Verschwiegen wird indes, daß die Schulden der Bundesrepublik aufgrund der falschen Finanzierung der Wiedervereinigung mittlerweile auf rund 1,5 Billionen Euro angewachsen sind. Ist es nicht bemerkenswert, daß die Höhe der jährlichen Zinszahlungen für diese Schulden von ca. 50 Milliarden Euro fast genau dem Haushaltsdefizit entspricht?

Arno P. Müller, Bad Rodach

 

 

Zu: "Trauer um deutsche Soldaten" von Dieter Stein, JF 47/05

Unsere Soldaten ohne Vorbilder

"Am Anfang steht - nichts". Diese JF-Titelschlagzeile ist genau richtig, nur sollte hinzugefügt werden, "im Kopf der Politiker". Normal denkende Politiker würden niemals deutsche Soldaten ins ferne Ausland in den Krieg senden. Was soll dort für Deutschland verteidigt werden? Oder spukt in den Köpfen der Politiker ein Großdeutsches Reich? Ihre Schlagzeile "Trauer um deutsche Soldaten" gibt hier zu denken. Wie sollte, frage ich mich, die Todesanzeige in der Zeitung stehen - etwa mit dem Eisernen Kreuz, groß mit Umrandung, gefallen für Deutschland bei der Verteidigung unserer Freiheit in Afghanistan?

Unsere jungen Soldaten sind ohne Motivation ins ferne Ausland entsendet. Unsere Soldaten haben keine Vorbilder, weil die Vorbilder in Deutschland in den Schmutz gezogen werden. Wenn für unsere Politiker die Einsätze unserer Soldaten so wichtig sind, müssen diese auch herausgestellt werden: Vereidigung, das Ehrenmal Unter den Linden, Versorgung und Betreuung der Hinterbliebenen, die Bestattung mit allen Ehren! - Fragen Sie in Berlin nach, ob für unsere Soldaten im Ausland eine "Weihnachtsringsendung" im Gespräch ist! 

Horst Köhler, Krefeld

 

 

Ein deutscher Mörder weniger

Der Verfasser des Beitrages wundert sich über die Emotionslosigkeit, die das deutsche Volk an den Tag legt, wie jüngst im Fall des in Kabul bei seinem Einsatz zur Verteidigung der bundesdeutschen Grenzen (?) durch einen Selbstmordattentäter ums Leben gekommenen deutschen Soldaten. Kann man denn von einem Volk, dessen Soldaten - auch noch mit Genehmigung des allerhöchsten bundesdeutschen Gerichts - jahrzehntelang als Mörder diskriminiert werden dürfen, überhaupt noch Emotionen erwarten, wenn es einen deutschen Mörder weniger auf der Welt gibt? Glücklich kann man sich schätzen, wenn unsere "Gesellschaft" den Tod "ihres" als Mörder diskriminierten Mitmenschen nicht auch noch bejubelt. Wäre doch möglich, in dem freiesten Staat, den es je auf deutschem Boden gab! 

Friedrich Kurreck, Offenbach am Main

 

 

Zu: "Multikulti burning" von Klaus Wippermann, JF 47/05

Kein integratives Gespräch

Folgendes Gespräch erlebte ich in der City-Galerie in Aschaffenburg am 22.Mai 2002, dem Abstimmungstag über das deutsche "Zuwanderungsgesetz": Eine junge türkische Mutter sitzt auf einer Bank mit ihrem etwa zweijährigen Kind. Neben ihr sitzt ein Deutscher. Die Türkin spricht mit ihrem Kind türkisch. Deutscher: "Das Kind muß deutsch lernen." - Türkin: "Das bestimme ich." - Deutscher: "Wenn sie integriert werden wollen, müssen sie deutsch lernen." - Türkin: "Das ist mein Problem." - Deutscher: "Das ist unser Problem." Nach kurzer Pause. Deutscher: "Wollen Sie überhaupt integriert werden?" - Türkin: "Nein!"

Edgar Balling, Hösbach

 

 

Zu: "Unter den Tisch gefallen" von Kurt Zach, JF 47/05

Familie bei Union als Stiefkind

Es gab bei den Koalitionspartnern Union und SPD Kernforderungen, die das Selbstverständnis der Partei berühren und daher nicht verhandelbar sind - oder sein sollten.

Warum bei der CDU nicht auch die Familienpolitik, mindestens die Grundsätze des in unserer Verfassung vorgegebenen Familienbildes, und der Lebensschutz zu einem solchen Kernbereich erklärt worden sind, ist schwer verständlich. Weder den evidenten Zusammenhang zwischen massenhafter Abtreibung und sinkenden Geburtenraten noch die umfassende Überprüfung der Abtreibungsgesetze entsprechend dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. Mai 1993 hat die Union im Koalitionsvertrag durchsetzen können. Offensichtlich sind Familie und Lebensschutz zu Stiefkindern auch der Unionspolitik geworden. 

Claus Jäger, Ex-MdB, Wangen im Allgäu

 

 

Zum Brennpunkt "Aufruhr in reichen Metropolen", JF 47/05

Wohin verschwinden die Illegalen?

Die bei diesem Beitrag gezeigten Ausländeranteile pro Land im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sind nicht uninteressant. Die niedrigste Ausländerquote weisen merkwürdigerweise unter anderen Italien und Spanien auf. Wenn man alle paar Tage von ganzen Schiffsladungen Asylsuchender hört, die in Italien oder Spanien anlanden oder auf See geborgen werden, müßten da nicht deren Prozentzahlen höher sein? Anders gefragt: Wohin verschwinden diese illegalen Zuwanderer, wenn dort das weitere Verbleiben offenbar nicht ermöglicht wird? Es wird vermutlich ein leichtes sein, unsere offenen Grenzen in Europa zu überwinden.

Hans Demmeler, Memmingen

 

Prüfung durch Gegenprobe

Man kann die Berechtigung einer Beziehung zwischen Menschen, Institutionen, Ethnien usw. prüfen, indem man die einfache Gegenprobe durchführt: Wenn die deutsche und französische Jugend in der Schule total versagt und nicht fähig ist, sich in Deutschland oder in Frankreich zurechtzufinden, muß sie die schweren Hürden auf dem Weg in die Festung Afrika überwinden. Dort finden sie Geborgenheit. Da werden für sie schleunigst ganze Stadtviertel gebaut, sie bekommen viel höhere Sozialleistungen als in Deutschland, welche die stolzen entkolonialisiert-selbständigen marokkanischen und algerischen Völkergruppen bereitwillig finanzieren, weil sie ausgesprochen ausländerfreundlich sind und gerne mit den Ausländern teilen. Die Versager in der Schule und die Schulschwänzer bekommen selbstverständlich umsonst individuelle Betreuung und Gratiskurse, es werden massenweise christliche Kirchen errichtet, in denen Tausende Priester die Vorzüge der christlichen Religion anpreisen und die Mängel des Gastgeberlandes anprangern usw.

Wenn die europäischen Migranten trotzdem unzufrieden und frustriert sind, muß das Gastgeberland den heiligen Zorn der Zuwanderer deutlich spüren: algerische und marokkanische Städte brennen, Tausende Autos der arbeitenden einheimischen Bevölkerung müssen in Flammen aufgehen, die Feuerwehren müssen bei der Arbeit mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfen werden, die Polizisten müssen den europäischen Angreifern Respekt erweisen, bevor sie krankenhausreif geprügelt werden. - Erst dann kehrt der multikulturelle Frieden zurück, wenn die reuigen Gastgeberländer großartige Integrationspläne finanzieren.

Dr. Antonin Kucera, Taunusstein

 

 

Zu: "Die rote Merkel-Steuer kommt" von Klaus Peter Krause, JF 47/05

Rußland die Schulden erlassen

Deutschland steht unmittelbar vor dem finanziellen Kollaps, weil ein Kreis arroganter, größenwahnsinniger Politiker in aller Welt Milliarden Steuergelder ohne Ende verteilt hat. Dabei denke ich insbesondere an Bundeskanzler Schröder, der allein Rußland über fünf Milliarden Euro an noch ausstehenden Schulden erlassen hat. Dabei wäre Rußland durchaus in der Lage, seine Schulden an Deutschland zu bezahlen. Nach meiner Meinung hat Schröder beabsichtigt, sich für den wahnwitzigen Schuldenerlaß ein persönliches Denkmal bei den Russen zu setzen und so die zweifelhafte "Freundschaft" von Präsident Putin zu erkaufen. Der teilweise ungebremste Zuzug bildungsferner und kompetenzloser Migranten aus alle Welt kostet uns Steuerzahler Milliarden von Euro. - Nach meinem Rechtsempfinden müßten alle Politiker für die Schäden haftbar gemacht werden, welche sie dem deutschen Volk zugefügt haben.

Ekkehard Ahland, Schloß Holte / Stukenbrock

 

Fatale finanzielle Ratlosigkeit

Der Beginn der Großen Koalition in Berlin ist mit einer übergroßen Hypothek belastet durch die erdrückende Schuldenlast mit mindestens 62 Milliarden Euro. Es stimmt eben nicht, daß nur 35 Milliarden Euro Schulden vorhanden sind. Eine fatale politische finanzielle Ratlosigkeit ist die Ankündigung, daß der nächste Bundeshaushalt für 2006 verfassungswidrig sein wird. Das bedeutet, daß die Große Koalition finanziell so weiter wurstelt wie die bisherige Bundesregierung. Die Politiker haben offensichtlich nicht den Mut, den Sparstift an den großen Ausgabebrocken anzusetzen. Hierzu gehört, daß die Entwicklungshilfe und der EU-Beitrag um mindestens 50 Prozent zu kürzen sind, denn ein total überschuldeter Staat kann nicht großzügig sein. Die neue Koalitionsregierung hat scheinbar noch kein Rezept geäußert, wie sie die Arbeitslosigkeit von über fünf Millionen bekämpfen will. 

Wolfram Braun, Spechbach

 

 

Zu: "Anschluß an die Wirklichkeit" von Eberhard Straub, JF 46/05

An der Wirklichkeit vorbei

Stoiber nur einen "Bürovorsteher" zu nennen, geht an der Wirklichkeit vorbei und ist beinahe ehrenrührig. Die zahlreichen hämischen Bemerkungen über ihn stellen eine lieblose und destruktive Kritik dar. Und ihm gar die Fähigkeit, das Amt eines Bundesministers zu bekleiden, abzusprechen, nur weil er kritische Bemerkungen über die "frustierten" Mitteldeutschen gemacht hat, geht entschieden zu weit.

Stoiber gehört zu den wenigen Politikern der Union, die "Flagge zeigen", wenn es notwendig ist. Erinnert sei nur an sein Eintreten für die Sudetendeutschen in ihrem Kampf um Recht und Wahrheit gegenüber Prag und den Tschechen. Andererseits war sein Verhalten gegenüber Martin Hohmann höchst unfair, genauso wie das von Frau Merkel.

Johannes Gillar, Tüßling


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