© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/05 01/06 23./30. Dezember 2005

Meldungen

Prodi: "Wir sind die Letzten in Europa"

ROM. Der Herausforderer von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bei den Parlamentswahlen 2006, Romano Prodi, hofft die Risse in seinem Linksbündnis überbrücken zu können. Ihn störe es nicht, wenn es in der Opposition unterschiedliche Meinungen gebe, erklärte er der Zürcher Weltwoche. Die Forderung der Kommunisten nach mehr Staat lehne er ab. "Wir brauchen tiefgreifende Reformen. Und zwar sofort", meinte der frühere italienische Premier und Ex-EU-Kommissionspräsident. "Daß sich Italien in einer tiefen Krise befindet, ist offensichtlich." Italiens Wirtschaftswachstum liege unter 1,5 Prozent. "Wir sind die Letzten in Europa", so Prodi. "Wir müssen die Mittel- und Großbetriebe fördern, Fusionen erleichtern. Die Betriebe dürfen nicht mehr nur vererbt, sondern müssen von Managern geführt werden." Er versprach einen Zeitplan für den Abzug der italienischen Truppen aus dem Irak: "Das wird aber nicht von einem Tag auf den anderen passieren, es wird in Italien keinen Zapatero-Effekt geben."

 

Französische Polizei hebt Waffenlager aus

PARIS. Nach der Festnahme von 27 Islamisten hat die französische Polizei letzte Woche ein Waffenlager ausgehoben. Das Depot wurde in einer Parkbox in einem ruhigen Viertel von Clichy-sous-Bois entdeckt. Der Ort war im November Ausgangspunkt der wochenlangen Unruhen in Vorstädten gewesen. Die Polizei fand vom Balkan stammende Sturmgewehre und Handfeuerwaffen samt Munition, ein Kilo TNT, 19 Dynamitstangen, Lunten und elektronische Fernzünder. Auch eine Gendarmerieuniform und schwarze Overalls nach dem Vorbild der Polizeisondereinheiten, kugelsichere Westen und Kapuzen wurden sichergestellt.

 

FN-Bürgermeister geht zu Philippe de Villiers

ORANGE. Der Bürgermeister der südfranzösischen Stadt Orange, Jacques Bompard, ist vom Front National (FN) zur rechtsbürgerlichen MPF des EU-Parlamentariers Philippe de Villiers gewechselt. "Ich dachte, im FN einen Motor gefunden zu haben, um die Macht zu übernehmen, aber er will nicht gewinnen", erklärte der 62jährige Bompard, der seit der Gründung 1972 FN-Mitglied war. Bompard und FN-Chef Jean-Marie Le Pen lieferten sich 2005 einen Machtkampf, der im September zum Ausschluß Bompards aus dem FN-Exekutivrat führte. Bompard hatte daraufhin Le Pen des "Stalinismus" bezichtigt. Bompard verkörperte mit dem katholischen Traditionalisten Bernard Antony den rechtskonservativen Flügel des FN. De Villiers hatte im November während der Rassenunruhen in den Vorstädten (JF 44/05) ein Bündnis mit Bompard geschlossen. Ihr Ziel seien "null Einwanderung" und die Bekämpfung der "Islamisierung Frankreichs".

 

Uribe bestätigt Putsch-Pläne gegen Chávez

BOGOTÁ/CARACAS. Kolumbianische und venezolanische Militärs hatten einen Putsch gegen den linksnationalen Präsidenten von Venezuela, Hugo Chávez, geplant. Die Gespräche darüber hätten in einem Militärgebäude in Bogotá stattgefunden. Dies bestätigte letzte Woche der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe anläßlich eines Treffens mit Chávez, bei dem des 175. Todestags von Simón Bolívar gedacht wurde, dem Führer des Unabhängigkeitskampfs gegen Spanien. Verschwörungen "gegen ein Bruderland" werde die seine Regierung nicht zulassen, erklärte der liberale Uribe. "Wir dulden weder Akte des Terrorismus gegen Venezuela noch gegen Kolumbien." Da auch die USA an einem Sturz von Chávez interessiert sind, besteht dessen Leibgarde aus kubanischen Elitesoldaten. Venezuela ist das ölreichste Land Südamerikas.


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