© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/06 06. Januar 2006

Die Gaspistole
von Jörg Fischer

Daß Rußland im Erdgasstreit mit der Ukraine den Rohstoff als Waffe einsetzt, kann nur Naive überraschen: Energiepolitik ist auch Machtpolitik und umgekehrt. Die Krise sollte hingegen Anlaß sein, nüchtern über die künftige Energieversorgung Deutschlands nachzudenken. Mehr Energieeinsparung ist wichtig, erneuerbare Energien können einen Beitrag leisten. Der Atomausstieg läuft, die Kohlepreise steigen weltweit, die deutschen Vorräte sind begrenzt.

Beim Erdöl spielen deutsche Firmen inzwischen nur noch als Zulieferer ein Rolle. Bleibt das Erdgas, das so eine immer größere Bedeutung bekommt. Deshalb war es richtig, daß Gerhard Schröder gegen innen- und außenpolitische Widerstände die russisch-deutsche Ostsee-Gasleitung angeschoben hat. Daß er als Altkanzler nun Aufsichtsratschef jenes Konsortiums wird, das für Bau und Betrieb zuständig ist, wurde heftig kritisiert. Doch neben dem russischen Gasprom- sind daran auch deutsche Konzerne beteiligt. Gasprom hat vier Sitze im Aufsichtsrat, je zwei Sitze liegen bei Eon-Ruhrgas und BASF-Wintershall - Schröder hat dort den ausschlaggebenden neunten Sitz. Der Dresdner Bank gehört fast ein Drittel der Gasprombank, die Deutsche Bank hat die UFG-Bank übernommen, die sieben Prozent der Gasprom-Aktien hält. Die Gasleitung führt über Deutschland weiter in die Niederlande und nach Großbritannien.

Wir sind auf russische Gasfelder ebenso angewiesen wie Rußland auf deutsches Kapital. Es muß aber nicht ewig an uns verkaufen - auch sein Nachbar China hat einen enorm wachsenden Energiehunger.


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