© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/06 06. Januar 2006

Aufgeschnappt
Lieba Englisch schwätze
Matthias Bäkermann

Wir können alles außer Hochdeutsch." Mit dieser Losung fahren seit einigen Jahren Züge durchs ganze Land, um für Baden-Württemberg zu werben. Spätestens seit der jüngsten Erklärung des Ministerpräsidenten dieses Bundeslandes wissen auch alle, warum das so ist.

In der SWR-Sendung "Wer rettet die deutsche Sprache?" ordnete Günther Oettinger (CDU) nämlich ebendiesem Hochdeutsch die Stellung zu, die es seiner Ansicht nach verdiene: "Deutsch bleibt die Sprache der Familie, der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest." Allerdings bricht er nicht etwa die Lanze für die regionale Mundart, mit der Daimler, Benz oder Bosch zurechtkommen mußten. Laut Oettinger sei es egal, ob man zukünftig Facharbeiter einer Werkzeugmaschine oder Geschäftsführer ist: "Englisch wird die Arbeitssprache". Damit diese "entscheidende kommunikative Aufgabe des nächsten Jahres" weiter voranschreite, werde im Südwesten Englisch schon ab der ersten Schulklasse eingeführt. Weil Oettinger Deutsch den "Rang eines Feierabenddialektes" zubillige, protestierte der Verein für Sprachpflege und katapultierte ihn flugs in die "Sprachsünder-Ecke" ihrer Zeitung, der Deutschen Sprachwelt.

Auch alle bald perfekt englischsprechenden Schüler im Ländle sollten protestieren, da sie vermutlich ein Sprachdefizit weiterhin nicht beheben werden: richtig Hochdeutsch zu schwätze.


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