© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/06 06. Januar 2006

"Muslima" auf RTL II:
Die multikulturelle Schwester Stefanie
Christoph Martinkat

Aus der Kindheit kennen wir den Spruch: Wenn Blödheit quietschen würde ... Er hat an Aktualität nicht eingebüßt. Wenn Blödheit quietschen würde, müßten Akteure und Macher von RTL II Tag und Nacht mit der Ölkanne herumlaufen. Freilich, so etwas ist und bleibt ein frommer Kindheitswunsch. Mit zunehmendem Alter setzt sich nämlich die Gewißheit durch: Die Blödheit hört nimmer auf und wird auch weiterhin nicht strafbewehrt. - Schade aber auch! Sehr schade! Wer sich vom augenblicklichen Stand der fortschreitenden medialen Verblödung sehenden Auges überzeugen will, dem sei die neueste RTL-II-Dokusoap "30 Tage Moslem" (Dienstag, 10. Januar, 21.15 Uhr) aus der Reihe "Das Experiment" anempfohlen.

Obdachlos, muslimisch, an den Rollstuhl gefesselt

Nachdem in "30 Tage obdachlos" der angehende Apotheker Lukas V. vorexerzierte, wie man sich mit nichts als der Kleidung am Leibe und einer Decke erfolgreich durchs Leben schlagen kann, und nachdem der kerngesunde Andreas K. in "30 Tage im Rollstuhl" unter Beweis stellte, daß es auch ohne zu gehen ganz gut geht, darf nun Stefanie aus Erfurt ran. Für "30 Tage Moslem" begab sich die "junge, selbstbewußte und emanzipierte Studentin", wie RTL II mit Nachdruck versichert, in eine islamische Familie nach Berlin und lebte dort einen Monat lang nach deren Glaubensgrundsätzen. Dabei ließ sich der Sender vor allem von der fundamentalen Frage inspirieren: "Was bedeutet es, zum Fastenmonat Ramadan tagsüber nichts zu essen und zu trinken?" Die Antwort muß lauten: Das bedeutet, daß man tagsüber nichts ißt und nichts trinkt. Na dann, bon appetit beim Zuschauen!


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