© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/06 13. Januar 2006

Meldungen

"Mitnahmeeffekte" beim Kombilohnmodell

DARMSTADT. Der Darmstädter Ökonomieprofessor Bert Rürup hat vor der von zahlreichen CDU-Politikern geforderten Einführung von Kombilöhnen gewarnt. "Dieser Vorschlag ist leichter gemacht als umgesetzt", erklärte der Vorsitzende des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung letzte Woche im Rheinischen Merkur. "Ein allgemeines, flächendeckendes Kombilohnmodell für alle niedrigen Einkommen würde immense Mitnahmeeffekte auslösen und wäre nicht finanzierbar", so Rürup. "Deshalb muß man sich genau überlegen, für welche Zielgruppen ein solches Instrument einzusetzen ist. Nur zielgruppenbezogene Kombilöhne sind sinnvoll und finanzierbar." Er forderte statt dessen "eine Flexibilisierung des Kündigungsschutzes" und Öffnungsklauseln in Tarifverträgen zur "betriebsnahen" Lohnfindung. "Ich bedauere, daß das Thema der Flexibilisierung des Regelwerks der Arbeit im Koalitionsvertrag recht stiefmütterlich behandelt wurde", meinte Rürup. Er erwarte "in dieser Legislaturperiode hier auch nicht mehr sehr viel". Die von der Bundesregierung versprochene Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags um zwei Prozent sei "noch keineswegs gesichert".

 

Tiefseefischerei bedroht andere Arten

ST. JOHN'S. Die kommerzielle Tiefseefischerei hat einige Fischarten im Nordatlantik in nur einer Generation fast ausgelöscht. Vom Aussterben bedroht seien langlebige Grenadier-, Hecht- und Rochenarten. Das geht aus einer Untersuchung der Memorial Universität von Neufundland (MUN) hervor. Die Studie konzentrierte sich auf den Blauen Seehecht, einen Aal, eine Rochenart sowie die beiden Grenadierfische, deren Bestände wegen der Fischerei in nur 17 Jahren (1978 bis 1994) um 89 bis 98 Prozent schrumpften. Die untersuchten Tiefseefischarten werden erst mit 15 bis 20 Jahren fortpflanzungsfähig. Obwohl nur die beiden Grenadierfische kommerziell gefangen werden, landeten aber alle fünf Arten als unerwünschter Beifang in den Netzen. "Tiefseefische sind wegen ihrer späten Geschlechtsreife, ihrer extremen Lebensdauer, geringen Fruchtbarkeit und ihres langsamen Wachstums besonders stark bedroht", warnten die Forscher im Magazin Nature (Band 439).

 

"Auch ein Streit um Pfründen und Einfluß"

BERLIN. Der Bundesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sieht den Atomstreit innerhalb der Bundesregierung als "Vorboten kommender Kämpfe um die Energieressourcen". Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) müsse die Unionsforderungen nach längeren Laufzeiten für AKWs zurückweisen. "Erneuerbare Energien, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und dezentrale Stromerzeugung bedrohen die bisherige, auf Großstrukturen und Zentralismus ausgelegte Energiewirtschaft", erklärte Gerhard Timm. "Der Streit um Energiefragen ist immer auch ein Streit um Pfründen und Einfluß. Wenn wir von fossilen Energieträgern unabhängiger sein wollen, dann sind Energiesparen, mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien das Gebot der Stunde." Auch Uran müsse importiert werden und sei nur begrenzt vorhanden.

 

Zahl der Woche

Gas mit 963,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Energieinhalt lieferten 2004 die deutschen Versorgungsunternehmen an Endkunden ab. Ein Drittel davon (313,2 Milliarden kWh) bezogen die privaten Haushalte. Das waren 42 Prozent mehr als 1991. (Quelle: Statistisches Bundesamt)


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