© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/06 13. Januar 2006

Meldungen

Lipstadt: "Laßt Irving nach Hause gehen"

LONDON. Die US-amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt (58) hat in einem Gespräch mit der BBC Bedenken gegen die Strafverfolgung des zur Zeit in Österreich inhaftierten britischen Geschichtsrevisionisten David Irving (57) geäußert. Das meldete die FAZ vergangenen Freitag. Danach sei Lipstadt skeptisch, was Gesetze gegen Holocaust-Leugnung betreffe. In Deutschland und Österreich sei die Lage zwar eine besondere, aber eine Ausweitung dieser Gesetzgebung auf andere Länder halte sie nicht für wünschenswert. "Meiner Meinung nach sollte Holocaust-Leugnung nicht als Verbrechen gewertet werden, ich bin für Redefreiheit und gegen Zensur", wird die an der Universität von Atlanta, Georgia, lehrende Professorin für Modernes Judentum und Holocauststudien zitiert. "Laßt Irving nach Hause gehen." Die Fürsprache ist um so bemerkenswerter, als Irving sie 1996 wegen ihn betreffender Passagen in Lipstadts Buch "Denying the Holocaust"; (dt.: Betrifft: Leugnen des Holocaust, 1994) vor einem Londoner Gericht wegen Beleidigung, übler Nachrede und Geschäftsschädigung verklagt hatte, den Prozeß aber im Jahr 2000 verlor (die JF berichtete mehrfach).

 

Stasi-Gedenkstätte mit Besucherrekord

BERLIN. Die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen hat im vergangenen Jahr einen neuen Besucherrekord verzeichnet. Wie der Direktor der Einrichtung, Hubertus Knabe, vergangenen Freitag mitteilte, besichtigten mehr als 141.000 Menschen die 1990 stillgelegte Haftanstalt. Im Jahr zuvor waren es 128.000 gewesen. Seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren hätten damit über 600.000 Menschen das ehemalige zentrale Untersuchungsgefängnis des DDR-Staatssicherheitsdienstes besucht. Knabe führte das Besucherinteresse darauf zurück, daß das Gefängnis wie kaum ein anderer Ort in Deutschland die bedrückende Atmosphäre der SED-Diktatur bewahrt habe. Hinzu komme, daß in der Regel ehemalige Häftlinge durch die Anlage führten. "Viele Besucher begreifen erst an diesem Ort, was es bedeutete, in einer kommunistischen Diktatur zu leben", sagte Knabe.

 

Gedenkbibliothek: S. Faust hält Vortrag

BERLIN. Zu einem Vortrag ("VEB europäisches Kunstkombinat") des Schriftstellers Siegmar Faust über die Verstrickungen von Künstlern und Intellektuellen in die Massenmorde totalitärer Ideologien des 20. Jahrhunderts lädt die Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus e.V. am 24. Januar in ihre Räume am Nikolaikirchplatz in Berlin-Mitte. Faust, Jahrgang 1944, war 1971/72 sowie von 1974 bis 1976 aus politischen Gründen in der DDR inhaftiert, bevor er von der Bundesregierung freigekauft wurde. Von 1996 bis 1999 war er Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen in Sachsen. Als Buchautor veröffentlichte er zuletzt den Roman "Der Provokateur" (Langen Müller, 1999). Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr. Tel: 030 / 2 83 43 27


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