© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/06 13. Januar 2006

Frisch gepresst

In fremden Diensten. Am 22. Januar 1506 gründete der Papst Julius II. della Rovere die Schweizer Garde zu seinem persönlichen Schutz. Nur einige Jahre später mußten die Gardisten während des Sacco di Roma einen großen Blutzoll entrichten: Von den 180 Soldaten konnten sich nur 42 mit dem Papst in die Engelsburg vor den marodierenden Landsknechten retten, der Rest fiel. Bis heute werden die Schweizer Gardisten im Gedächtnis an diesen 6. Mai 1527 vereidigt. Der Ruf, daß "Bergbewohner besonders tüchtige Krieger" seien, eilte den schweizerischen "Reisläufern" schon vorher voraus. Die Dozenten an der Militärakademie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, Hans Rudolf Fuhrer und Robert-Peter Eyer, schaffen einen Überblick über die siebenhundertjährige Tradition, die die Helvetier unter fremder Fahne kämpfen ließ. Neben der bekannten Garde im Vatikan beschreiben die beiden Militärhistoriker das Engagement von den Söldnerheeren über die Französische Fremdenlegion bis zur Waffen-SS. Interessant sind auch die Ausführungen, inwieweit das Söldnerwesen nachhaltige Auswirkungen auf die bäuerliche Gesellschaft des Landes hatte (Schweizer in "Fremden Diensten". Verherrlicht und verurteilt. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2006, 394 Seiten, gebunden, 33 Euro).

 

Palästina. Der Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck konnte sicher sein, mit seinem Buch die Gouvernanten der politischen Korrektheit geradezu herauszufordern. Seine Haltung, daß "wir Deutschen in unseren ernsten Bemühen, Schuld abzutragen, immer wieder in die Freundschaftsfalle Israels hineingeraten" seien und er sogar von "sklavischer Unterstützung der Politik Israels" spricht, reichte einigen Verlagen, sein Manuskript abzulehnen. Der Neu Isenburger Melzer Verlag, der Neudecks Buch nun herausbrachte (Ich will nicht mehr schweigen. Über Recht und Gerechtigkeit in Palästina. 304 Seiten, gebunden, Abbildungen, 19,95 Euro), mußte sich auch flugs harsche Kritik des Zentralrats er Juden gefallen lassen - das Vorwort des bereits wegen Israelkritik auffällig gewordenen Norbert Blüm stimmt dabei wohl kaum gnädig. Insgesamt schlägt sich Neudeck im Nahost-Konflikt eindeutig auf die Seite der Schwachen - nämlich der Palästinenser. Wenn auch seine Parteinahme nicht grundsätzlich überzeugt, beeindruckt das konsequente Beklagen von Unrecht und Gewalt - egal, von welcher Seite.


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