© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/06 27. Januar 2006

Aufgeschnappt
Sorge um den Paten
Matthias Bäkermann

Bereits zu Kaisers Zeiten existierte der Brauch, daß der Landesvater die Patenschaft in großen Familien übernimmt. In Thüringen wurde Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) bereits über zweihundert Mal Patenonkel eines kleinen Landeskindes mit mindestens fünf älteren Geschwistern. Nun regt sich deshalb allerdings Kritik.

Der Fall liegt schon fast zwei Jahre zurück und wurde nun von dortigen Regionalzeitungen endlich aufgegriffen. Im Juni 2004 bekam Silvia Berisha aus einem Dorf bei Meiningen ihr sechstes Kind, und weil gerade Wahlkampf war, brachte Althaus seinem neuen Patenkind persönlich gute Wünsche und Geschenke vorbei. Die kritischen Journalisten der Leipziger Volkszeitung problematisieren jetzt, daß Berisha, die nach diesem Besuch sogar NPD-Kreisvorsitzende im Wartburgkreis wurde, schon seit den neunziger Jahren in der "rechtsextremistischen Szene hochgradig aktiv" war. Um die Sicherheit besorgt, fragten die Redakteure bei Althaus an, warum denn seine Personenschützer "nicht Anstoß genommen" hätten. Dieser ließ kühl mitteilen, daß er Pate der Kinder und nicht der Eltern werde. Gründe, die politische Orientierung der Antragsteller auf die Patenschaft zu überprüfen, bestünden nicht.

Bald schon können die "Skandal-enthüller" erneut aktiv werden. Berisha möchte, daß Bundespräsident Köhler obligatorischer Pate des letzte Woche geborenen siebten Kindes wird.


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