© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/06 27. Januar 2006

Meldungen

Debatte um Deutsch auf dem Schulhof

Berlin. Nachdem bekanntgeworden ist, daß eine Berliner Schule ihre Schüler per Hausordnung dazu verpflichtet, auf dem Schulgelände Deutsch zu sprechen, ist eine Debatte über den Sinn solcher Regelungen entbrannt. Der Berliner Bildungssenator Klaus Böger (SPD) verwies auf Untersuchungen, die zeigten, wie wichtig es für den Spracherwerb sei, auch außerhalb des Unterrichts Deutsch zu sprechen. Kritik kam vom Türkischen Bund in Berlin Brandenburg (TBB). Die TBB-Sprecherin, Eren Ünsal, forderte den Senator auf, die Regelung zu kippen. "Uns ist sicherlich bewußt, daß das Erlernen und Praktizieren der deutschen Sprache sehr wichtig ist, aber mit Verboten wird man das Gegenteil erreichen", sagte Ünsal.

 

CSU streitet über Rede des Bundespräsidenten

München. Einen heftigen Streit in der CSU über die Beurteilung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften hat Bundespräsident Horst Köhler mit einer Rede in der Evangelischen Akademie Tutzing ausgelöst. Köhler hatte gesagt, nicht nur in der Ehe, sondern auch in "gleichgeschlechtlichen Familien" könne es gelingen, Kinder auf das Leben vorzubereiten. Der Präsident des Bayerischen Landtages, Alois Glück (CSU), sagte, dieser Teil der Rede sei zumindest sehr mißverständlich. Kinder brauchten in der Erziehung die Erfahrung von Vater und Mutter. Dagegen sagte der CSU-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Joachim Herrmann, die Aussagen deckten sich "zu hundert Prozent" mit den familienpolitischen Grundsätzen der CSU. Köhler habe sich klar zum Leitbild von Ehe und Familie bekannt.

 

Heidelberg lehnt Gesprächsleitfaden ab

Heidelberg. Die Stadt Heidelberg wird den von der baden-württembergischen Landesregierung eingeführten Einbürgerungsfragebogen (JF 3/06) nicht anwenden. Das teilte die Oberbürgermeisterin Beate Weber (SPD) Innenminister Heribert Rech (CDU) in einem Brief mit. Die Bürgermeisterin begründete die Entscheidung mit verfassungsrechtlichen Bedenken. Ihr sei unklar, wie die Fragen "zur Identifizierung verfassungsfeindlicher Kandidaten führen soll". Zuvor hatte der Neckar-Odenwald-Kreis angekündigt, den Fragebogen nicht anzuwenden. Seit Anfang des Jahres wird die Gesinnung und Verfassungstreue einbürgerungswilliger Ausländer in Baden-Württemberg anhand eines 30 Fragen umfassenden Gesprächsleitfadens überprüft.

 

Schulboykott: Mutter drei Tage ins Gefängnis

Gütersloh. Zum vierten Mal ist gegen ein Mitglied einer Baptisten-Gemeinde im Landkreis Gütersloh Erzwingungshaft verhängt worden. Eine 44 Jahre alte Mutter, die einer rußlanddeutschen Gemeinde angehört, mußte drei Tage ins Gefängnis, weil sie sich geweigert hatte, 75 Euro Bußgeld zu bezahlen. Dazu hatte sie ein Gericht verurteilt, nachdem sie ihren Kindern verboten hatte, eine Theateraufführung zu besuchen. Die Frau betrachtet das Märchen "König Drosselbart" als ein "Werk des Teufels". Im Nachbarkreis Paderborn halten acht rußlanddeutsche Familien ihre Kinder aus Glaubensgründen vom Besuch der Schule fern (JF 3/06).

 

Blick voraus

28. Januar: Landesparteitage der CDU Baden-Württemberg in Offenbach, der SPD Rheinland-Pfalz in Mainz, der Linkspartei Nordrhein-Westfalen in Dortmund und der FDP Saar in Saarlouis

3. bis 5. Februar: Münchner Konferenz für Sicherhitspolitik

5. Februar: Oberbürgermeisterwahl in Leipzig


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