© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/06 27. Januar 2006

Meldungen

Historischer Modus der Welterfahrung

SEELZE. Was muß man wissen, um an der "Gesellschaft selbstbestimmt teilnehmen zu können"? Nach den Konstrukteuren jener "Bildungsstandards", die im Zeichen von Pisa jetzt allseits angeboten werden, zählt dazu ein wissenschaftlicher "Modus von Welterfahrung", der früher schlicht Geschichte hieß, sich heute aber als "historischer Modus" präsentiert. Was soll in Zukunft zu dieser "spezifischen Art der Welterschließung" gehören, wie sieht der "Kanon historischer Inhalte" aus? Wer erwartet, daß sich die Anforderungen für deutsche Schüler demnächst verstärkt auf die kurzen "tausend Jahre" konzentrieren, sieht sich angenehm enttäuscht. Die Sekundarstufe I soll davon offenbar ganz unberührt bleiben. Für wichtiger halten die Geschichtsdidaktiker eine frühe Bekanntschaft mit grundlegenden Kategorien historischen Denkens wie Zeit und Veränderung (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 12/2005). Fortzuentwickeln sei auch die starke regionale Verankerung historischen Lernens (früher: Heimatkunde), da dafür gerade im Sachunterricht der Grundschule mit einer großen Motivation der Schüler gerechnet werden darf. In der Jahrgangsstufe 7/8 diene es der altersgerechten Erweiterung historischer Welterfahrung, die "Entstehung der modernen Welt" im "kontrastiven Bezug" zur alteuropäischen Vormoderne zu erklären. Aktualisierungen nimmt man dabei in Kauf, wenn man die Lehrpläne danach ausrichtet, aus der griechischen Antike "demokratietheoretische" Lehren zu ziehen.

 

Gedenken: Vertreibung aus Sudetenland

FURTH IM WALD. Mit einer Gedenkveranstaltung gedachte die Sudetendeutsche Landsmannschaft (SL) am vergangenem Sonntag im bayerischen Furth im Wald des Beginns der Vertreibung vor sechzig Jahren. Am 25. Januar 1946 erreichte der erste Transportzug der tschechischen Bahn aus Budweis mit 1.205 Vertriebenen die Grenzstadt im Bayerischen Wald. Damit begann die systematische und organisierte Vertreibung der Sudetendeutschen, von denen 750.000 bereits bis August 1945 "wild" vertrieben worden sind. Insgesamt gelangten bis 1948 etwa 750.000 Vertriebene aus Böhmen und Mähren über Furth im Wald nach Bayern. Der Festakt, bei dem der SL-Vorsitzende Bernd Posselt (CSU) die Forderung nach einem Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin bekräftigte, soll der Auftakt zu einer Reihe von Gedenkveranstaltungen an sechzig Jahre Vertreibung im Jahr 2006 sein.

 

Erste Sätze

Aus dem fahlgrauen Dunst, der nach Westen zu über dem großen Strom stand, fiel die Böe, Hagel vor sich hertreibend, über das Schiff her.

Alfred Andersch: Die weißen Schwingen. Leben und Sterben des Schiffes Pamir. Tübingen 1958


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