© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/06 03. Februar 2006

Meldungen

Oslo: Verständnis für den Zorn der Muslime

KOPENHAGEN. Die dänische Zeitung Jyllands-Posten hat sich letzten Montag für die Kränkung religiöser Gefühle bei Muslimen durch den Abdruck von Mohammed-Karikaturen (JF 2/06) entschuldigt. Premier Anders Fogh Rasmussen hat hingegen im Fernsehsender DR1 bekräftigt, daß eine Entschuldigung durch seine Regierung nicht möglich sei, weil Medien wegen der Pressefreiheit selbst über ihre Veröffentlichung zu entscheiden hätten. Er würde allerdings "niemals Mohammed oder auch Jesus so abbilden, daß das die religiösen Gefühle anderer kränken könnte". Der Sprecher der Dachorganisation der islamischen Gemeinden in Dänemark, Kasim Amat, erklärte daraufhin die Kampagne gegen die Tageszeitung für eingestellt. Man werde auch arabische Medien wie den Sender Al-Dschasira darüber informieren. Grund für die Entschuldigung der Jyllands-Posten waren Botschafterrückzüge islamischer Staaten und massive Boykottaufrufe gegen dänische Waren. Vor allem der Export von Lebensmitteln schien bedroht. Der dänische Konzern Arla mußte eine Großmolkerei in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad schließen. Am Montag hatten in Gaza-Stadt bewaffnete Palästinenser aus Protest ein Büro der EU gestürmt. Auch die islamistisch-palästinensische Hamas hatte zum Boykott dänischer Produkte aufgerufen.

 

"Gewinne privatisiert, Verluste verstaatlicht"

MOSKAU. Der ehemalige Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Andrej Illarionow, hat in einem Artikel für die Moskauer Zeitung Kommersant die Politik seines Ex- Chefs scharf kritisiert. "Wir haben unsere Freiheit verloren", schrieb Illarionow letzte Woche. Sechs Jahre Putin hätten zwar Reichtum über Rußland gebracht, aber die Bürger zu "Statisten" degradiert. Rußland habe sich de facto in einen Mafia-Staat verwandelt. "Das Eigentum am russischen Staat ist in die Hände einer Korporation übergegangen, die von ihren nominellen Eignern, den russischen Bürgern, nicht mehr kontrolliert wird." Neue Staatsideologie sei der "Nashismus" ("nashi"="un-sere"). Wer zum System gehöre, genieße alle Vorteile, wer außerhalb stehe, sei ihm schutzlos ausgeliefert. Auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der Aufsichtsratschef des Ostsee-Pipeline-Konsortiums werden soll, gehöre zur "Korporation". Wolle die "Korporation" ein Mitglied belohnen, entsende sie es in einen Staatsbetrieb. "Gewinne werden privatisiert, Verluste verstaatlicht" sei das Motto der neuen Rußland AG, so Illarionow.

 

US-Bürger befürworten Angriff auf den Iran

WASHINGTON. Die Mehrheit der US-Bürger würde angeblich einen Angriff auf den Iran unterstützen, sollte die dortige Regierung ihre Nuklearpläne weiter vorantreiben. Laut einer letzten Samstag veröffentlichten Meinungsumfrage sprachen sich 57 Prozent für ein militärisches Eingreifen der USA gegen den Iran aus, 33 Prozent waren dagegen. Unter Anhängern der US-Republikaner waren sogar 76 Prozent für einen Militärschlag gegen die Islamische Republik, bei Sympathisanten der US-Demokraten immerhin 49 Prozent. Bei der von der Los Angeles Times und der Finanzagentur Bloomberg in Auftrag gegebenen Umfrage wurden 1.555 US-Bürger befragt.


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